Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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motoerwolf

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Im Taxi mit Madeleine (Une belle course, Christian Carion, 2022) 7,5/10

Auf der letzten Fahrt ihres Lebens, der von ihrem Haus ins Altenheim, erzählt Madeleine dem Taxifahrer Charles von ihrem bewegten Leben. Die beiden Hauptdarsteller tragen den Film mühelos, und fast bin ich geneigt zu sagen, die Rückblenden, die Madeleines Geschichte zeigen, sind unnötig. Ich glaube, man hätte Line Renaud und Dany Boon die Chance geben sollen, das Ganze im Dialog zu erzählen. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Vorhersehbarkeit vieler Wendungen. Trotzdem ist Carion ein schöner Film gelungen, der zu meinem Erstaunen auch beim jüngeren Publikum in der Sneak Preview so gut ankam, dass niemand vorzeitig gegangen ist. Die beherrschenden Themen in Madeleines Leben sind Gewalt, Missbrauch, Wut und Verlust. Gewalt in Beziehungen mag heute anders bewertet werden als in den 50ern, aber ist sie ja nicht verschwunden. Das ist wohl aktuell genug, um selbst ein Action-Blockbusterpublikum im Kino zu halten, selbst wenn die gezeigten Katastrophen weit zurückliegen. Während die Szenen in der Gegenwart teils recht sentimental sind, wird die Vergangenheit dem Thema entsprechend thrillerhaft erzählt. Das ergibt auf dem Papier eine wilde Mischung, aber es fügen sich beide Elemente mühelos zusammen. Mit etwas mehr inszenatorischem Mut und Zutrauen in das ältere Publikum, auf das der Film eigentlich abzielt, diesen Mut zu würdigen, hätte der Film noch besser werden können, aber ich bin froh, ihn in der Sneak gesehen zu haben. Regulär hätte ich ihn wahrscheinlich eher verpasst.

zuletzt geändert von motoerwolf

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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame