Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

#12015433  | PERMALINK

vorgarten

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gypsy-tail-wind
Und ja, die Sachen mit Lucy Reed nehme ich durchaus ernster als dieses eine mir bekannte Frigo(/Marx)-Album. Vielleicht tu ich denen ja ein wenig Unrecht, aber ich bin ja sehr durchaus offen für kühle und auch hart-weisse Spielweisen des Jazz der Fünfziger … mit einer gewissen emotionalen Distanz meistens, aber eben: sehr interessiert. Mir kommt das aber einfach echt zu beschaulich rüber (drum der Biedermeier-Vergleich oben), halt wirklich so aus dem Vorstadt-Lifestyle heraus, kleines Häuschen, heile Welt … bei Tristano oder Konitz oder die ganzen kühlen New Yorker (Mulligan, Fruscella usw.) öffnen sich ganz andere Welten (hat wohl schon auch was mit „dues“ zu tun, was jetzt bitte nicht als Drogenromantik verstanden werden soll … aber die Lebenswelt hat nunmal einen Einfluss auf die Kunst, und dass wir Jazzfans – gerade wenn wir in so abgelegenere Ecken wie den weissen Cooljazz der Fünfziger eintauchen – es oft mit gebrochenen und schwierigen Biographien zu tun haben, ist ja bekannt). Dabei ist aber schon festzuhalten, dass eben Frigos Geigenspiel wirklich besonders ist.

ich glaube, ich bin da völlig bei dir. es ist bei mir wohl spezifisch diese version von „a lazy afternoon“, die ich sehr interessant finde:

das ist nicht mit bill evans, sondern eben mit frigo/marx, und wahrscheinlich auch schon von ende 1954, was das jahr ist, in dem der song überhaupt zum ersten mal zu hören war (im musical THE GOLDEN APPLE). für mich sind der song und das arrangement bereits ein baustein zum modalen jazz, dabei sehr atmosphärisch und spannungsvoll, ählich wie die version von karin krog 10 jahre später. kann sein, dass lucy reed hier einfach wusste, was sie wollte – aber was klavier und bass hier machen, ist schon sehr interessant.

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