Antwort auf: Karin Krog

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vorgarten

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karin krog & john surman in den 1980ern

surman hat die meisten krog-alben zu dieser zeit mitproduziert, die tatsächlichen zusammenarbeiten gehen allerdings in eine völlig andere richtung. wenn ich zuletzt krogs experimentierfreude vermisst habe, kann ich mich hierbei wieder beruhigen, es werden ausreichend stühle aufgestellt, zwischen die sie sich setzen kann: englische gedichte, klassischer indischer gesang, popsong, fran-landesman-medleys, ecm-vergletscherung, duette mit georgie fame, zirpende elektronik und cheesige synthesizer. und ein meister*innenwerk.

john surman, such winters of memory (1982)

über surman klappts endlich auch mit ecm, und SUCH WINTERS setzt mit FREESTYLE einen interessanten rahmen: krog bei surman, atmosphären, romantizismen – surman bei krog, experimentalpop, deutlich kühler. das ecm-album mag ich ja mit jedem hören lieber, da wird krogs stimme im ersten stück bereits zum atmosphärischen huh-huh, während surman mit seinem baritonsax über einen ecm-groove singt. dann kommen wieder die rowlands-gedichte und eine erste übung im indischen gesang, zu dem krog auch tanpura spielt. ganz klar ist das surmans show, der sogar kurz auf dem klavier coltranes „expression“ vorstellt, und die ecm-maschine läuft dazu wie ein gletscherfluss, mit räumlischen geklingel und geraune, weiten perspektiven, hingetupften akzenten. solch eine klare, selbstbewusste frauenstimme hört man dagegen auf ecm-alben selten.

various, jazzbühne berlin ’83 (1984)

1983 treten die beiden in der berliner volksbühne auf, neben dem yamashita quartet, hannibal, studer/brüninghaus/stockhausen und ost-musikern. ein stück kommt auf die amiga-lp, der „sas blues“, auf dem die beiden mit echos experimentieren und surman ein tolles solo entwickelt.

per husby orchestra, dedications (1985)

hier sind surman & krog gäste auf einem mainstream-album des pianisten und arrangeurs per husby, der offenbar eine schwäche für tadd dameron hat und zu dessen kompositionen ein paar launige texte schrieb, die inhaltlich über „tadd dameron war ein toller jazzkomponist“ nicht wirklich hinausgehen. krog macht das wieder ganz cool, die arrangements sind tatsächlich recht hübsch, etwas schräg wirkt aber die entscheidung, in london noch georgie fame drübersingen zu lassen, inklusive fingierter duette, die gegen den spaßigen spontaneitätsanspruch arbeiten. kann man gut hören, es gab auch wieder den norwegischen grammy dafür, trotzdem finde ich den indischen gesang von krog woanders weniger exotisch als das hier.

freestyle (1986)

im august 1985 gibt es dann wieder etwas für fans der krogschen experimentierfreude, vielleicht sogar den diesbezüglichen höhepunkt. was sie und surman hier zusammenstellen, ist auch aus heutiger perspektive noch beeindruckend. das spektrum reicht von warm-experimentellen quasi-popsongs, über krogs sonorische exkursionen zu indischen instrumenten (was stimmlich wirklich super passt), mehrspuriger spoken-word-art und einem coolen medley über landesman-kompositionen, die surman am 80er-jahre-e-piano begleitet oder krog einfach a capella singt. die volle apparatur von krog kommt auf dem stück „the red dragon“ zum einsatz, eine scary space opera, die auch über die zeit hinausgeht, während die anderen sachen hier schon recht gut mit jemandem wie z.b. laurie anderson kontextualisierbar sind. ich habe das album verhältnismäßig spät entdeckt, finde es aber einen karrierehöhepunkt. die beiden cd-ausgaben (odin und vom japanischen label seven seas) haben ein anderes cover, das adäquaterweise weniger kühl ausfällt:

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