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Das in den Medien gezeichnete Bild vom Influencer als inhaltsleerer Werbesäule ist meiner Ansicht nach aber auch nicht realitätsgetreu. Ich finde den Begriff des Content Creator passender. Die Leute wollen ja nicht Werbung sehen, sondern suchen Unterhaltung, Zerstreuung, oft auch rein praktische Information (Youtube ist nach Google inzwischen die zweitgrößte Suchmaschine für quasi alles), aber auch Nähe („parasoziale Beziehung“), Inspiration, ein Gefühl von Verstandenwerden und Gleichgesinntheit. Und genau darin liegt das Neue und Spannende an der heutigen Popkultur, Du kannst Dir in jeder beliebigen und vorstellbaren Nische ein weltweites Publikum aufbauen. Und wer ein Publikum hat, der kann davon auch leben, und zwar nicht nur durch Werbeeinnahmen, sondern insbesondere auch durch finanzielle Förderung durch die treuesten Fans. Das Publikum muss noch nicht mal groß sein. Die Creator mit den Millionenscharen an Followern und irrsinnigen Einkünften sind doch nur die Spitze des Eisbergs.
Das Ganze kommt aber mit einem Preis: Content Creating kann sehr erfüllend sein – in dem Moment, wenn Du merkst, dass Du Menschen erreichst und ein Publikum findest. Mit dem Erfolg kommt aber auch der (gefühlte) Leistungsdruck, der ständige Blick auf die Zahlen und die Unwägbarkeiten der Algorithmen, der Versuch, konsistent zu liefern und das Momentum auszubauen, das Gefühl des ständigen Beurteiltwerdens durch Anhänger wie durch „Hater“ usw. usw. Die meisten Creator haben daher früher oder später einen Burnout, egal ob sie Kurzformate auf TikTok, Insta usw. produzieren oder Langformate auf Youtube, Twitch usw.
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