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Danke für die Reaktionen!
Mir ging noch mal durch den Kopf: Das Elbjazz-Festival war für uns eher ein Städtetrip zu Pfingsten mit Musikprogramm als ein gezielter Konzertbesuch – auch wenn das Elbjazz den Anlass zum Städtetrip gab. Der Reiz dabei ist auch, dass man nicht weiß, was einem geboten wird. Das Programm ist ziemlich vielfältig, von jungen lokalen Jazz-Musikern, die begeistert sind, mal vor großem Publikum zu spielen, über ein bisschen R&B bis zu großen Namen wie John McLaughlin, Melody Gardot und Nils Landgren – die ja selbst auch völlig unterschiedlich sind. Und man könnte abends sogar noch tanzen gehen.
Nebenbei habe ich festgestellt, was für eine Bedeutung die Umgebung und die Gesellschaft in der man die Musik hört hat. Man kann sich mit einer Nachwuchsband in der Speicherstadt mit einer Bratwurst in der Hand ganz wohl fühlen. Der eleganten, charmanten und souveränen Melody Gardot mit einem Sprizz in der einen und der Gefährtin an der anderen Hand (na ja, so ähnlich … ) zuzuhören, dazu die Kulisse des Hamburger Hafens – daran kann man eigentlich nichts mehr verbessern.
Nichtsdestrotrotz hat mich Melody Gardot mit dieser Intensivierung des Gefühls durch Reduktion der Mittel beeindruckt. Vielleicht tue ich Nils Landgren auch unrecht. Ich habe zwar nie James Brown live gesehen, aber immerhin vor vielen Jahren mal Maceo Parker, Pee Wee Ellis und Fred Wesley. Verglichen damit wirkt Landgren irgendwie bieder. Über John McLaughlin muss ich immer noch nachdenken. Immerhin beeindruckend, dass der mit 80 Jahren (!) noch so fit ist.
Das vielleicht etwas brave Programm wurde allerdings auch von der Presse kritisiert. Ich denke es ist oft ein Spagat zwischen Kunstanspruch und Publikumserfolg. Vielleicht könnte man da etwas mehr wagen.
Vergaß ich zu erwähnen, dass Hamburg meine Geburtsstadt ist?
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)