Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

#11951817  | PERMALINK

gypsy-tail-wind
Moderator
Biomasse

Registriert seit: 25.01.2010

Beiträge: 69,750

soulpopeEdit : Doppelpost …. ersuche den Moderator nach Möglickeit um Löschung …. thnx ….

Ich lösche ungern, weil das immer die Ansichten im Forum verhaut (hat wohl irgendwas mit der Indexierung im Hintergrund zu tun). Danach ist jeweils für mehrere Stunden irgendwas altes oben als jüngste Aktivität – und in diesem Faden kommt es auch nicht so sehr drauf an (anderswo lösche ich eher mal) ;-)

Vorhin beim Geschenke einpacken (noch nicht alles zusammen, obwohl es wenig ist dieses Jahr – uff) nochmal Tyshawn Sorey Trio – Mesmerism gehört. Das ist schon super, keine Frage. Und ich hab das Gefühl, das wächst grad nochmal ein wenig! Schade, gibt’s das nur (noch) auf LP und kostet das Vergnügen 70$ – das ist etwa doppelt soviel, wie ich noch dabei wäre (mit Versand aus den USA wären auch 45 drin, aber 70 wirklich nicht).

Danach das hier:

Ruth Brown with The Thad Jones / Mel Lewis Orchestra – Fine Brown Frame | Und eben: Band top … Ich finde auf dem Album mit Zetterlund leider auch Rufus Reid etwas schwächlich … zu viel in der hohen Lage und leider zeittypisch schlecht aufgenommen – drum erwähnte ich explizit die Hanna-R. Davis-Lewis-Rhythmusgruppe, die ich in Sachen Big Band jenseits des Free wohl für die abenteuerlichste halte, die es je gab – Harold Danko am Klavier bleibt auch eher farblos. Aber zum Album mit Ruth Brown: ein Highlight ist auf jeden Fall die grossartige Version von „Black Coffee“, das Material ist sonst nicht besonders aufgefallen, bis auf das Titelstück „Fine Brown Frame“, das ev. auch in den Komponistinnen-Faden dürfte, geschrieben von Guadalupe Cartiero und J. Mayo Williams – wer Musik und wer Text geschrieben hat, kann ich auf die Schnelle nicht eruieren, aber alles deutet drauf hin, dass sie beides gemeinsam getan haben. Den Song bekannt gemacht zu haben scheint Nellie Lutcher (Capitol, 1948; er wurde 1944 veröffentlicht), Lou Rawls oder Junior Mance haben ihn aufgenommen, und hier gibt es eine aktuelle Version von 2021 mit der Angabe „Composer & Lyricist: Guadalupe Cartiero and J. Mayo Williams“:
https://theniffiosiyemitrio.bandcamp.com/album/springtime-sessions

Danach noch die CD hier (ich hab mehr Musik gehört als Geschenke verpackt – eins davon macht ja auch mehr Spass):

Mel Tormé in Hollywood | Das ist quasi die Aufnahme von direkt vor es mit den richtig tollen Sachen losgeht … verkehrt ist hier auch gar nichts, aber das ist ein entspannter Live-Gig („Gene Norman Presents Mel Torme at The Crescendo“, 1955 bei Coral erschienen, die obige CD enthält zu 13 von den 14 LP-Tracks – typischer Keepnews-Hack: „Lass uns doch einen Titel wegstreichen – okay, wir nehmen ‚You’re Driving Me Crazy‘, das können die Fans mir danach ja vorwerfen“ – noch 7 weitere). Al Pellegrini (cl/p), James Dupre (b) und Richard Shanahan (d/bgo) sind dabei, Pellegrini spielt die halbe Zeit Klarinette, und dann setzt Tormé sich ans Klavier (eigentlich war er ja Drummer – ich frag mich manchmal, ob viele Jazzköpfe ihn einfach schon deshalb nicht mögen, weil er so viele Talente hatte? Und dann kann man ihn noch als „glatt“ abtun, was dann das Todesurteil ist – schade). Also: für alle, die an Tormé interessiert sind, unbedingt hörenswert.

Jetzt:

Wayne Shorter/Terri Lyne Carrington/Leo Genovese/Esperanza Spalding – Live at the Detroit Jazz Festival | Und gerade bin wohl in der perfekten Stimmung dafür (vierter oder fünfter Hörgang seit einer Woche, davor war die CD länger nicht lieferbar). Los geht es mit dem langen „Someplace Called ‚Where'“, das Shorter mit Dianne Reeves komponiert hat (14 Minuten), dann folgt der längste Trip, „Endangered Species“ von Shorter, Joseph Vitarelli und Spalding – ich nehme an, das Pfeifen kommt von letzterer. Den Ausklang machen dann drei kürzere Stücke (4-8 Minuten): „Encontros e despedidas“ von Milton Nascimento/Fernando Brant, Geri Allens „Dummers Song“ (kein richtiges Carrington-Feature, aber sie kriegt viel Raum und weiss ihn zu nutzen) und „Midnight in Carlotta’s Hair“ von Shorter. Dass das als kollektives Album erschienen ist, hat seine Richtigkeit, dass Spaldings Name nicht an zweiter Stelle steht, ist eher etwas gemein, dann mit ihrem pulsierenden oft riffenden und sehr frei wirkenden Bass-Spiel ist sie oft das Zentrum der Aufmerksamkeit, wenn Shorter nicht spielt (was über lange Strecken der Fall ist) oder sich ebenfalls nicht-solistisch (wie er es ja ab der zweiten Hälfte von Weather Report an oft tut) einbringt. Grad das 21minütige „Endangered Species“ ist ein ziemlich toller Trip … und irgendwie funktioniert Carringtons Rock-Getrommel für mich mit Spalding und Genovese (den ich überhaupt nicht kenne – ein Fehler?) und dieser Musik – die phasenweise ziemlich frei wird – sehr gut. Spalding singt regelmässig – aber nicht etwa zu Beginn der langen Stücke, und Shorter, der wie einem Foto im Innern des Albums zu entnehmen ist beim Konzert im Jahr 2017 sitzend spielte, ist die meiste Zeit am Sopran zu hören.

Jedenfalls ein starkes Finish im Jazzjahr 2022 (auch wenn da bei mir ein paar Dinge dabei sind, die schon länger draussen sind).

--

"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #167: Jazz-Neuheiten 2025 - 11.11., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba