Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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soulpope

gypsy-tail-wind …. Jetzt bin ich hier mittendrin:

Und das macht viel mehr Spass, als ich erwartet hatte. Sehr funky, die Band bei einem Gig zu hören, ohne Studio-Tricksereien, ist jedenfalls nochmal was anderes, dünkt mich. Und die Erinnerungen von Larry Mizell sind ziemlich irr: „We flew from NYC to Boston to change planes and while waiting, saw Bobby Hutcherson (wearing a denim suit with a red scarf) walk up to an airport security guard and told him to watch out for a weird guy walking around the airport wearing a denim suit with a red scarf, an then Bobby walked away. We knew this flight would be quite the experience.“ Nathan Davis hat übrigens in Wonders „You’ve Got It Bad Girl“ einen tollen Spot am Sopransax @ soulpope

Danke, noted ….

Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke eins der ca. drei Tenorsaxsoli ist auch noch von ihm … ist jedenfalls eine echte Party, dieses Konzert, und macht richtig gute Laune :-)

Bei Sorey weiss ich nicht recht: ich hab mich ein oder zweimal dabei ertappt, Diehl langweilig oder gar hardbopklischiert zu finden (er haut mal ein paar soulig-bluesige Riffs raus, wie man sie von Bobby Timmons oder Ray Bryant kennt) – das stimmt aber schon, dass das Gefüge in diesem Trio anders ist als üblich, und es gefällt mir ja insgesamt vom ersten Eindruck her auch schon sehr gut – die Kritik war nur der Versuch einer Begründung, warum es wohl nicht in meiner Top 10 auftauchen wird.

Ich hörte dann vorhin noch das hier:

Monica Zetterlund with The Thad Jones-Mel Lewis Orchestra – It Only Happens Every Time (Inner City, rec. 1977) | Hab ich neulich vergessen, als @vorgarten nach Gesangsalben mit der Jones/Lewis Band fragte – nicht zufällig, denn so toll Zetterlund hier auch singt: die Band ist 1977 einfach nicht mehr dieselbe, die ganze Sax-Section bis auf Pepper Adams ist weg, dass es gerade der ist, der die besten Solo-Spots hat, ist kein Zufall. Die Arrangements sind allerdings weiterhin gut und das Material sehr toll: zwei Standards („He Was Too Good to Me“ und „The Second Time Around“), ein Dearie-Frishberg-Hipster-Klassiker („Long Daddy Green“) und fünf Originals, zu denen Claude Stephenson (Wer? noch nie gehört!) Texte schrieb, darunter auch der Jones-Lewis-Klassiker „The Groove Merchant“ aus Jerome Richardsons Feder (sowie je zwei Stücke von Thad Jones bzw. Lars Gullin). Und allein des Materials wegen ist das ein einzigartiges Album – und dazu dann die wunderbare Stimme von Zetterlund, die hier reif und recht schwer klingt, eine satte Altstimme. Vermutlich hätte das Album 1966 oder 1967 nicht gemacht werden können (weil dann noch niemand solches Material eingespielt hätte, denke ich) – aber das ist der kleine Wehmutstropfen hier: wenn ich mir die explosive Rhythmusgruppe mit Hanna/R. Davis vorstelle, die phänomenale Sax-Section* – das wäre halt effektiver als die Band von 1977. Aber solche „was wäre wenn“-Spielchen sind ja eben nur das: Spielchen. Und am Ende ist das hier wohl dann doch das beste der drei mir bekannten Alben der Band mit Gesang: Joe Williams hat zwar die Band von 1966 hinter sich, aber hat selbst besseres abgeliefert (über seine Sessions mit Basie hab ich neulich ja etwas geschrieben, sein Crooner-Album „A Main Ain’t Supposed to Cry“ ist in meinem erweiterten Favoritenkreis), Ruth Brown kriegte 1968 noch fast die Originalbesetzung (Seldon Powell für Joe Farrell, im Blech noch keine allzu relevanten Wechsel: Richard Williams, Jimmy Nottingham, Garnett Brown, Bob Brookmeyer und Jimmy Cleveland sind dort die relevantesten Namen, die sind 1968 auch noch dabei).

*) Fussnote zu Sax-Sections: Ich glaub abgesehen von OT Basie und Lunceford sind die Big Bands, die ich am liebsten habe, die mit den stärksten Sax-Sections: Ellington (eigentlich immer, ganz besonders auch in den letzten Jahren, aber besonders in den 50ern/60ern mit Russell Procope, Johnny Hodges, Jimmy Hamilton, Paul Gonsalves und Harry Carney), Basies NT-Band, die Herman-Band (nicht nur die von 1963/64 mit Sal Nistico, Bobby Jones, Bill Perkins), und natürlich Clarke-Boland (Derek Humble, Johnny Griffin, Ronnie Scott, Tony Coe, Sahib Shihab) und Jones-Lewis (Jerome Richardson, Jerry Dodgion, Joe Farrell, Eddie Daniels, Pepper Adams). Jones-Lewis, das sicher eine Besonderheit, sind für mich gleich zu Beginn auf dem Gipfel (vom Resonance-Set bis „Live at the Village Vanguard“, 1966/67 also – mit dem TCB-Nachtrag aus Basel, wo Joe Henderson anstelle von Farrell zu hören ist – , direkt vor dem „peak“ von Clarke-Boland, den ich so um 1967-69 herum höre).

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