The 355 (Simon Kinberg, 2022, USA)
Normalerweise stelle ich an bestimmte Genres keine besonders hohen Ansprüche. Im Horrorbereich zum Beispiel, aber auch bei Actionfilmen kann man mich durchaus mit belanglosem, aber gut umgesetztem Material zufriedenstellen. The 355 gelingt das nicht, was wahrscheinlich an der Vermarktung liegt. Die versprach nämlich so etwas wie einen feministischen Actionfilm. Teil 2 des Versprechens wurde auch eingehalten, es gibt teils sehr coole Actionszenen zu bewundern, die eigentlich geeignet wären, den schwachen Plot (Superwaffe ist Terroristen in die Hände gefallen und muss wiederbeschafft werden) vergessen zu machen. Das ganze ist zwar gut besetzt, wie gesagt auch technisch gut umgesetzt, jedoch hätte der Film genauso gut mit Männern besetzt werden können, ohne dass dies irgendetwas grundlegend geändert hätte. Somit fehlt das einzige, was den Film aus der Masse wirklich hätte hervorheben können, ein interessanter ideologischer Überbau, der den Figuren etwas Gewicht gegeben hätte, und der den Film neben seinem angeblichen Realismus in der Darstellung von agentischer Arbeit im hier und jetzt hätte verwurzeln können.
So aber wird The 355 seinem Marketing nicht gerecht. Übrigens haben wir hier einen Film vor uns, der international vielleicht besser einen anderen Titel bekommen hätte. Die titelgebende reale 355 dürfte außerhalb der USA wohl kaum jemand kennen, und ich bezweifle sogar, dass sie dort jedem ein Begriff wäre.
Unterm Strich bleibt ein hübscher, netter, aber leider auch völlig belangloser Thriller, der schnell vergessen sein wird.
zuletzt geändert von motoerwolf--
And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame