Antwort auf: Bustin out! Die 100 besten Funk-Tracks

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zoji

Registriert seit: 04.10.2017

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friedrichDisco habe ich selbst nur nebenbei in der Kindheit und frühen Jugend miterlebt. Ich kann mich vage erinnern, dass Rock Your Baby von George McCrae 1974 ein Riiiesen-Hit war, dem man überhaupt nicht entkommen konnte. Als Disco 1977 mit Saturday Night Fever und The Bee Gees richtig im Mainstream ankam, haben meine Freunde und ich als Gymnasiasten Disco aber naserümpfend pauschal abgelehnt. Ich glaube auch viele Stones-Fans haben ihren alten Helden deren Disco-Ausflug Miss You übel genommen. Und Eurodisco wie Boney M. oder Baccara ging gar nicht. Ist Teil des kollektiven kulturellen Gedächtnisses, oder? Ich habe Disco eigentlich erst im Nachhinein besser kennengelernt. In den 80ern habe ich z.B. eine billige George McCrae Best Of gekauft, auf der die hypnotische 6:00-Version von Rock Your Baby drauf war. Das war auf Partys der Knaller! Und dann war da auch noch diese trashige 3-LP-Box. Da war auch noch Dancing Machine von den Jacksons, Rock The Boat, You Sexy Thing und einiges anderes drauf – auch viel Rock. Anita Ward mit Ring My Bell hatte ich mal als 2nd-Hand Single. Vielleicht liegt die sogar noch irgendwo im Schrank. Na ja, ich selbst wünsche mir doch eine schön gemachte Disco-Compi. Eine trashige Verpackung lässt auch den Inhalt trashig erscheinen. Dabei ist Disco doch glitzernd und glamourös! Thanks @soulpope für den Tipp! Mal sehen wann das Finanz- und Zeit-Budget das zulässt. Ich habe noch einen funky Disco-Track anzubieten. Kenne ich von dem amüsanten Soundtrack des haarsträubenden P. T. Anderson-Films Boogie Nights. Der Titel Boogie Nights ist mindestens zweideutig. Commodores – Machine Gun (1974) Und hier noch mal im Zusammenhang mit dem Film.

Oje, so groß wollte ich das Thema gar nicht aufziehen. Freue mich aber natürlich, dazu noch einmal etwas von Dir zu lesen.

Linguistisch vielleicht nicht korrekt, aber gerade „glitzernd und glamourös“ verbinde ich mit Vordergründig- bis Trashigkeit, jedenfalls nicht mit gehobenen Stilempfinden und Eleganz. Und auch, wenn ich das nicht live erlebt habe, ging es vermutlich in den Dorfdiscos bei mir alles andere als glitzernd und glamourös zu. Da passt für mich so eine, bzw. zwei, Billig-Compis dann gerade wieder gut. Tatsächlich ist mir die Darreichungsform nicht einmal bei Musik, die mir mehr bedeutet sonderlich wichtig, hochwertige und -preisige Boxen habe ich praktisch gar nicht, bin sehr auf die Musik selbst fixiert, ausgerechnet bei Disco damit zu beginnen wäre in meinem Fall schon ziemlich ironisch.

Du dürftest ein paar wenige Jahre älter sein als ich, das prägt vermutlich gerade in diesem speziellem Fall auch den Blick darauf. Als Musik für mich identitätsstiftend wurde war die Discowelle weitgehend ausgeschwappt. Trotzdem habe auch ich dann in den ersten Jahren keine Gelegenheit der Verächtlichmachung ausgelassen, das gehörte halt dazu, sich in der selbst gewählten und als relevant erachteten peergroup eine Reputation aufzubauen. Ganz aufrichtig war ich dabei nicht, vor allem habe ich das abgelehnt, wofür Disco stand, also meine jugendliche, mittlerweile überarbeitete Interpretation davon, während mir die Musik weiterhin ganz gut gefiel. Disco, und allgemein Chart-Hits der 70er, liefen halt, wenn irgendjemand irgendwo in meinem Umfeld ein Radio an hatte , dass war für mich die Musik, die nach dem sonnabendlichen Schaumbad bei Kulenkampf oder so lief. Ich war zu jung und auch zu desinteressiert, um mir Gedanken darüber zu machen, dass es auch etwas anderes geben könnte. Eigentlich war das nicht einmal der Soundtrack, sondern eben einfach nur die Hintergrundmusik meiner Kindheit, angenehm, aber nicht relevant. Und da ich meine Kindheit durchaus schön fand ist die Musik für mich erst einmal unabhängig von ihrer Qualität mit good vibrations verbunden. Das und warum ein nostalgischer, sentimentaler Zugang gar, zu Kunst von Musik-, bzw., ich würde erweitern, Kultur-Nerds abgelehnt wird ist mir bewusst, z.T. auch verständlich, wird von mir aber auch mit nonchalanten Schulterzucken quittiert. Ich höre das auch halb nostalgisch, halb tongue-in-cheak und letztlich geht es hier ja um Musik, die bei mir im Promillebereich stattfindet.

I.d.S. dann eben auch die drei Boney-M-Nummern, die ich aber natürlich auch nicht annähernd in die Liga von etwa Chic oder den Commodores einsortieren würde, wobei ich von allen genannten eben auch nur die obligatorischen Hits kenne. Bleibt ja auch immer noch Frank Farian, um Himmels Willen. Yes Sir, I Can Boogie kann ich auch immer noch auf diese Art genießen, Ring My Bell geht mir mehr auf die Nerven. Rock Your Baby finde ich super, erinnere mich, dass ich das in einer Derrick-Folge gehört habe und das in Zusammenhang mit den Bildern ziemlich beeindruckend und cool fand, was man eben so als ungefähr Siebenjähriger für ein Coolness-Verständnis hat. Und wenn man das Video sieht finde ich das schon witzig und charmant, ein bisschen Glitzer, ein wenig Glamour, aber eben auch ein bisschen schmierig. Insofern schließt sich da für mich der Kreis. Die Billig-Compis bleiben für mich adäquat.

Aber wenn ich mich entscheiden müsste würde ich ohnehin, und nicht nur aus Gründen der Funkyness, dass Streets Of San Francisco Theme, oder seit jüngst Joe Bataan, jederzeit vorziehen.

zuletzt geändert von zoji

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Und lieg´ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Guitahre, und gebt sie mir mit in mein Grab (Der rührselige Cowboy, D. Duck)