Antwort auf: blindfoldtest #33 – gypsy tail wind

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Anonym
Inaktiv

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Verschämte Höflichkeit, dass ich noch schreibe. Du hast da Musik ausgesucht, die ich so gut wie nie höre; aber, wenn ich sie höre, wird mir bewusst, halbwegs, dass es Wurzeln und Blüten gibt. Es gibt da auch Austauschbares. Mal spielen sie so, dann so. Vielleicht, dachte ich vorhin, sollte man die Kunstwelt – ist egal, ob die Künstler sich von der Kunst abnabeln wollen, und so etwas – dann so hinnehmen. Ich spreche nicht von dem soziologischen Impetus. Zu der Zeit. Ich glaube, das späteste Stück kommt allenfalls aus den Fünfzigern? Und Du hast in die Dreißiger gelockt?

Dein bft hat mich vor zig Rätsel gestellt. Keines gelöst. Für mich aber eine dunkle Orientierung mehr gewonnen, worauf die Späteren da aufgebaut haben.

Meine knappen Anmerkungen . Vieles kam mir bekannt vor – als Werk -, aber ich hatte keine Namen. Also habe ich mich durchgehangelt mit den Nummern, oder Bezügen. – Ich kann nicht sagen, dass dieses Spiel mir sehr nah war, aber es war eine große Lockung.

Nr. 1 Höchst gefälliger Einstieg. Filmbegleitmusik, die auch alleine funktioniert. Der Film muss allerdings einiges geben, um da mitzukommen. Am meisten arbeitet das Schlagzeug, der Klarinette fliegt das Leben mal wieder einfach so zu. Und Trompete und Posaune machen eifrig mit. Falls es einen Leader gibt, würde ich den freundlichen Pianisten dafür halten.

Nr. 2 Warum höre ich da in der Basslinie „La Paloma“? Dieses Stück ist ganz ohrenfällig, in meinen Grenzen. Wenn ich später lesen werde, wer das spielt, werde ich wohl „Ja, klar“ sagen können. Abseits von dieser selbst gestellten Irreführung ist das eine lakonische Improvisation in der rechten Hand, und zwar „mit links“. Nicht sonderlich attraktiv für mich.

Nr. 3 Der Pianist hat schon mehr anzuzeigen und ich komme jetzt auf einen Vergleich zu Nr. 1. Hier liegt es viel näher, den Pianisten als Leader oder Komponisten zu hören. Klarinette wie Nr. 1, ein bisschen sentimentaler. Die Gitarre kommt mir etwas überflüssig vor. (Hoffentlich ist da auch eine zu hören!) Prompter Abgang, hätte ich nicht vermutet.

Nr. 4 Entweder ist das ein völlig anderer Pianist zur gleichen Zeit – oder eben einer zu späterer Zeit. Und blöd, das Stück kenne ich bestimmt. Aber, wie ich schon sagte, ich habe für Musiktitel ein miserables Gedächtnis. Das alles aber hört sich für mich an, als sind alle völlig sicher und irgendwelche Übertreibungen – solistische Showcases – überhaupt nicht nötig. Alle just in time miteinander. Trotzdem spielen sie Soli. Tja.

Nr. 5 Nächstes Tja. Abgesehen von Nr. 2 kommen die bisherigen Stücke für mich alle aus einer Jazzmusikwelt, in der es nicht so schwierig war, sich mit Tausend Anknüpfungen trotzdem voneinander ein wenig abzugrenzen. Jedenfalls weitere Anknüpfung an Nr. 1. Dieser Pianist hier und der aus Nr. 2 hätten das, was Nr. 2 gespielt hat, glaube ich, besser gespielt. Wenn sie Lust darauf gehabt hätten. – Schlagzeug hier kristallin.

Nr. 6 Beste Musik für mich bisher. Hätte ich aber lieber mit Jamal.

Nr. 7 Deep Purple? Ein schlechter Scherz, pardon. Schwierig, mich da hineinzufinden – hören kann ich das alles, nur die Bewegung unterm linken Schlüsselbein will sich nicht einstellen. (Bei Deep Purple geht das schon manchmal.) Es passt aber als Übertreibung des Bisherigen in die Linie.

Nr. 8 Gut, da ist ein linder Techniker am Klavier. (Ich merke, dass ich immer an den Pianisten als Orientierung hänge – ist das die Vorlage hier?). Da mag ich nichts zu sagen. Eine Spieluhr übertönt die Musik, die da wohl steckt. Bass und Schlagzeug ändern auch nichts an der Meinung des Pianisten.

Nr. 9 Ja. Das ist jetzt eine schöne Kumulation gegenüber den Vorigen. Und völlig anders der Mut im Bass (ach, des Klaviers) gegenüber der rechten Hand. Irgendein verborgener Derwisch fällt mir dabei ein, Teddy Wilson? Mir gefällt jedenfalls sehr, wie hier wirklich gespielt wird, im Einverständnis, als eine Art Hommage an das Stück, das sie spielen.

Nr. 10 Hat man Art Tatum aus dem Schlaf geweckt und ihm auch noch gesagt, er soll mal völlig anders spielen als sonst? Natürlich nicht. Erinnert mich zu sehr an Nr. 8.

Nr. 11 Das ist jetzt einer, der Nr. 2 anders gespielt hätte. Wehe, es ist derselbe! Der Unterschied ist aber, dass der hier mehr Debussy gehört hat. Impressionistische Cluster. Also keine, die über Grenzen wollen. Das soll einfach nur schön sein, mit nicht zu großem Aufwand. An einem Abend würde ich sage: Ja doch; am anderen: Oh nein. – Ist so ein Stück, mit dem ich dann gerne Bill Evans gehört hätte.

Nr. 12 Schon wieder eine vertrackte Anknüpfung an Nr. 1! Aber die Bläser sind schöner. Bisher das Schönste für mich in diesem bft.

Nr. 13 Wunderbare Anknüpfung! Der ironische Abschluss? Im leichten Sinn? Das Saxophon fällt mit seinem Ton sehr schön auf.

 

Und jetzt bin ich gespannt auf Eure Auflösungen.

:bye:

 

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