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vorgartenich presch mal vor, weil ich am wochenende keine zeit haben werde.
1 | da kenne ich mich nicht gut aus, wahrscheinlich die stomp-variante des swing? kansas city? basie? ganz schön zackig, also tanzbar (drum-akzente auf 2 und 4, aber der rest betont alle schläge gleichermaßen), aber solche tänze tanzt man nicht mit fließenden bewegungen, beim zuhören kriege ich einen steifen nacken. aber die bläser spielen schön weich darüber weg, das fließt dann doch ein bisschen. wenn ich dem klaviersolo zuhöre, denke ich, hier ist der ausgangspunkt, von hier aus wird alles arrangiert. die komposition hat mich zuerst an „lady be good“ erinnert, ist aber einfacher. sound ist gut, man hört den bass sehr gut, deshalb nicht zu alt, späte 40er? oder noch jünger?
Das ist eine recht klassische Fünfziger-Variante von Dixieland, wie er seit ca. 10 Jahren davor auch auf Platten ein Revival erlebte (Bill Russell fing 1944 an, Veteranen zu dokumentieren, später gab es solche Alben auch bei diversen anderen Labeln, sogar bei Atlantic oder bei Verve, und natürlich auch bei Blue Note, wo Sidney Bechet oder George Lewis noch aufgenommen wurden, als das Label sich sonst längst dem Modern Jazz verschrieben hatte). Dass das Klavier hier der Ausgangspunkt ist, finde ich einen schönen Gedanken – auf den ich nicht kam, weil das Solo jetzt nicht so aufmerksamkeitsheischend ist … und ich den Track fast durch was anderes ersetzt hätte (aber nichts passenderes fand).
vorgarten2 | das ist viel liedhafter, kriegt durch das ostinato der linken hand den jazzbezug, hat aber auch viel kirchenstaub in bewegung versetzt. gefällt mir ganz gut, wie die beiden hände miteinander kommunizieren, für einander auch mal stillhalten. man müsste jetzt die komposition kennen, die ist alt und eher aus dem irisch/englischen raum, man könnte das auch gut als country-musik variieren, der blues kam später dazu.
Das ist ja bereits identifiziert – ich mag allein schon die Farbpalette, die hier aufgefahren wird, schon im ersten Akkord, unheimlich gerne. Das hat eine Wärme, einen Farbenreichtum, egal wie einfach das Stück ist, für mich ist das von einer Üppigkeit, an der ich mich schwer satthören kann. Bezüge nach England höre ich hier nicht, aber da kenne ich mich schlecht aus – Country passt als Referenz aber gut, vielleicht ist das hier so eine Art von Country-Blues, bei der die Form (Anzahl Takte, 4./5. Stufe und der Kram) überhaupt keine Rolle spielt. Da ist jedenfalls eine Wärme, wie sie später Charlie Hadens Musik hatte (der ja tatsächlich aus so einem Umfeld stammte) – und das ist ein „was wäre wenn“, das ich sehr gerne hören würde: das Duo-Album der beiden!
vorgarten3 | hier finde ich die melodielinie fast schon bebop, das klaviersolo dagegen ist fast eine kleine vaudeville-nummer. ein banjo… das klavier hier aus zentral, schroeder ist also nicht umsonst der coverboy. gefällt mir nicht so, das stück, finde ich auf zu brave weise verspielt, das thema nervt mich schnell.
Das ist zu alt für Bebop – klassischer Combo-Swing eigentlich, solche zickigen Themen gab’s da auch schon ordentlich. Das das etwas nervt, kann ich schon verstehen. Und klar, das ist wegen des Pianos da (das ja schon im Intro recht irr aufspielt), sind aber auch ein paar gute Bläser dabei. War halt nicht immer einfach, v.a. wenn die Sachen aus der Zeit stammten, in der es vier kurze Stücke gibt: ich wollte einerseits keine allzu leicht identifizierbaren Stücke wählen und anderseits auch möglichst keine generischen Blues, die dann abgewatscht werden
vorgarten4 | cheek to cheek, fred-astaire-dancefloor. spannungsreicher aufbau mit zirkuszitaten, dynamischen wechseln, bevor bass und schlagzeug erscheinen. diese version hat den jubel, aber nicht die eleganz. ich mag das, es ist luxuriös, angeberisch, aber auch nicht so ganz ernst, da liegt viel überschuss drin. und im letzten drittel gibt es noch interessante harmonische recherchen, da musste ich fast an ellington denken. ich mag die komposition sehr, da kann man bei mir nicht viel falsch machen, aber letztlich finde ich es auch zu zackig.
Das ist ja auch identifiziert – good call! Denke nicht, dass ich das so schnell gehabt hätte. Im Klang hat das zumindest im öffnenden Thema teils eine Ähnlichkeit mit #2 dünkt mich. Danach geht es aber andere Wege. Eleganz ist da wirklich nicht Thema, Überschuss höre ich auch … und ganz ehrlich: ich bin nicht sicher, wie gut ich das mag, was das Klavier im Solo so anstellt. Die Exchanges mit Bass und Drums finde ich dann aber ganz gut, und von da zum Ende auch wieder. Und ich mag diesen Song total gern (und hatte auch wieder keine echten Alternativen zur Auswahl, also war’s einfach mit dabei).
vorgarten5 | ah, das ist auch ein standard, aber ich komme nicht darauf. (kenn ich den von blossom dearie? ich finde gerade nichts.) gleiche besetzung, pianotrio, die einleitung lässt mich eher an paris, 50er jahre, denken, das solo ist eher getupft, themennah, elegant, aber fast ein bisschen gehemmt. es wird ganz klar die komposition gespielt, nicht für einen abflug benutzt. mir aber zu abgezirkelt.
Das hast du ja auch noch rausgekriegt, nur bisschen genauer hinschauen … getupft passt total, und ja, mich frustriert das kurze Album, von dem das Stück stammt, auch immer etwas, weil eben alles so hübsch und so schön eingerahmt ist.
vorgarten6 | nochmal klaviertrio. das hat auch ein ambitioniertes arrangement, eine fast etüdenhafte coolness, wärmt sich dann aber schnell auf. das ist im kleinen alles sehr komplex, in alle richtungen. für mich bisher ein höhepunkt, bei dem es zwar auch keine überraschungen gibt, aber viele schöne details.
Klaviertrio ist ja quasi der Normalfall hier, aber das ist inzwischen eh bekannt … #2 stammt von einem grossteils im Trio aufgenommenen Album, die Idee war mal, nur Opener (#1) und Closer (#12) in grösserer Besetzung drinzuhaben, aber dann kam eben noch #3. Und ja, ich hab diese Aufnahme erst grad kennengelernt und das erste Hören hat mich beeindruckt! Leider weiss ich überhaupt gar nichts darüber.
vorgarten7 | das hat jetzt einen latin-einschlag, könnte aber der gleiche standard wie in #5 sein. finde ich viel schwärzer in den zirkulären erkundungen um das thema herum, die immer wieder anders rhythmisch punktiert werden. dann gibt es noch abgefahren blockakkorde, call&response zwischen den beiden händen, sehr viel können, geschmack, aber auch innovation. und trance-affinität, das ist ein anderer tanz (aber nicht unbedingt ein lateinamerikanischer, das ist nicht der real deal, oder?). sehr interessant.
Das ist auch ziemlich irr, hab quasi #6 als Closer der Seite A der imaginären LP und das als Opener der zweiten Seite gesetzt (zunächst anders rum), aber das hier hat so einen catchy Groove, ein wenig „Un poco loco“-mässig, ohne das irr-überdrehte, aber eben doch recht abgefahren, wie du sagst.
vorgarten8 | soundäßig sind wir fast ausschließlich in den 50ern, oder? klingt hier auch nach einem standard, es dürfte auf jeden fall einen text dazu geben. hier höre ich kontrapunkt, klassische ausbildung, ähnliche quellen wie brubeck und simone. auch sehr brav mit den wechseln aus thema und improvisation, reicht mir nicht, um mich zu begeistern.
Hier hab ich teils wieder so einen ähnlichen Frust wie in #5, etwas zu abgezirkelt, aber zugleich mit deutlich grösserer Kelle – mehr Technik, mehr Wagemut, viel überschwänglichere Gestik – angerichtet … irgendwas zwischen Tristano und Shearing … und einigen Swing-Leuten (ich tippe z.B. auch Teddy Wilson)?
vorgarten9 | ich hab jetzt etwas länger gebraucht, aber das ist natürlich „invitation“. geht ja gut mit einem schluchzen über latinrhythmus, ist hier aber eine walzer-version, noch dazu ziemlich lasziv. je öfter ich das höre, umso faszinierender find ich’s. dachte einmal kurz an randy weston. wahnsinnig toll, wie er den bluesigen improvisationsteil um 1:10 herum vorbereitet, bei dem der drummer auf den snarerahmen haut (das ist nicht roach, oder?). irre zwischendrin ist das santa-claus-zitat… das hat so viele tolle ideen und eine große lässigkeit, die alle nur so anzuteasern. es hängt viel in der luft. lieblingstrack.
Die Nähe zu „Invitation“ und zu „Laura“ höre ich jetzt schon, wo ich das Stück in Ruhe daheim nochmal höre und nicht im Büro, wo ich inzwischen kaum ungestörte Momente habe und Headset dann etwas asozial ist … und nein, Roach ist das nicht. Die Lässigeit hier passt auch total zum Umfeld, aus dem das kommt. „Santa Claus“ kam im Oktober, aber das Album erschien noch im selben Jahr, da passte das Zitat dann wohl.
vorgarten10 | das ist wieder dieser standard, auf den ich nicht komme? jetzt kommt eine hypervirtuose rechte hand, die sich ziemlich von der anderen gelöst hat, was wiederum den bass besser durchlässt. total ornamental, aber ich mag das. wahrscheinlich jemand, den ich sonst nicht so höre. das will flirten, bezaubern, schwindeln… und hat smoking und fliege an.
Hab ich am Sonntag entdeckt, weil ich da noch was suchte, was hier rein passt … ein Standard ist das tatsächlich, aber soweit ich weiss kein allzu bekannter (ich kannte ihn bewusst gar nicht, hab ihn jedenfalls auch nicht wiedererkannt). Mag die Aufnahme sehr, verstehe aber total, was du meinst. Die Aufnahmen, die ich sonst bisher – oberflächlich auch nur – kenne, sind ein paar Jahrzehnte später entstanden.
vorgarten11 | eine ballade, zunächst sehr offen nur auf der 1 begleitet, dann verlässt das klavier kurz die umlaufbahn, kommt aber schnell wieder zurück… sehr schöne komposition, die hier effektvoll herausgeschält wird. könnte mir vorstellen, dass der pianist (die pianistin) das selbst komponiert hat. kein standard, oder so ein beinahe-standard, oder? die letzten akkorde sind fast bill evans… ziemlich toll, wenn man sich darauf einlässt.
Bill Evans vor Bill Evans, denke ich – und das ist schon recht erstaunlich. Und ja, das ist ein Original, das es mir auch ziemlich angetan hat.
vorgarten12 | jetzt kommt wieder das alte stampfen mit dem vogelgezwitscher drüber das klavier spielt das sehr für sich so durch, die anderen können mitspielen oder was eigenes machen. also eher barrelhouse, oder wie man das nennt. interessante perspektivverschiebung zu den stücken davor.
Vogelgezwitscher? Gehen Sie! – das Klavier ist hier ja auch wieder das wichtigste … musste wieder ein Stück nehmen, das nidht zu leicht war (d.h. auch immer ohne Gesang, den gibt es auch anderswo auf den hier angespielten Alben), also kein altes Dixieland-Warhorse (zu denen #1 auf jeden Fall zählt). Das schliesst den Bogen zum Opener, ist aber tatsächlich – was v.a. an den beiden Posaunen hörbar wird – viel rauher, unmittelbarer, ruppiger. Und ja, im Opener läuft da auch im Klavier anderes – egal wie zurückhaltend das dort agiert.
vorgarten13 | bonus | wieder älter, mit banjo, deswegen muss der beat nicht vom klavier kommen. schön minimalistisch arrnagierter bläsersatz auf zehenspitzen. wieso ist das jetzt ein bonusstück (weil wir dieses klavier schonmal gehört haben?)? dass bass & banjo das geräusch von zugrädern auf schienen lautmalen, erkenne ich erst, als es noch die sirenen gibt… schöner ausflug.
Nein, niemand hier ist anderswo zu hören … bonustrack hat andere Gürnde, das ist eher ein Scherz hier, aber ein netter, der vielleicht für etwas Erstaunen sorgen wird bei der Auflösung
Danke für deine interessanten Gedanken zu den Stücken!
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