Antwort auf: Jazz-Neuerscheinungen (Neuheiten/Neue Aufnahmen)

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gruenschnabel

Registriert seit: 19.01.2013

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vorgarten

gruenschnabel
„Xaybu: The Unseen“ habe ich noch nicht so häufig gehört – die Faszination ist aber groß, insofern bleibt das sicherlich bei den Alben, die in den nächsten Monaten noch öfter laufen werden.
Die zweisprachigen Texte gehen rein klanglich sehr gut bei mir, obwohl Rap bislang eigentlich nur selten was für mich ist. Wolof scheint mir phonetisch sogar ziemlich geeignet zu sein. Aber es ist vor allem die Verbindung von kraftvollem Rap, feinen elektronischen Gebilden, einer unwahrscheinlich interessanten Perkussivität und den gestochenen, aber sehr prägnanten Sax-Linien, die mich begeistert.
Ich bin ja ziemlich unerfahren beim Jazz: Worin hörst du diesen ausgeprägten Futurismus?

danke, deine beschreibung trifft ziemlich gut, was auch mich fasziniert. im jazzkontext kenne ich eigentlich nichts, was da musikalisch vergleichbar wäre, das projekt hebt sich ja völlig ab von so bekannten hybriden zusammenstellungen von jazz & hiphop (ich habe z.b. mal david murray in moers mit senegalesischen rappern gesehen, das lief viel mehr über kleine gemeinsame nenner), hier fließen so unterschiedliche sachen so organisch zusammen, dass ich gar nicht mehr weiß, von welchem ort das eigentlich kommt. noch dazu: kein sampling, keine geraden beats, dann diese live reagierende elektronik, die nochmal neue räume baut – oder das ganze quasi kommentiert. neu finde ich auch, wie sich die beiden saxofonisten voneinander absetzen, lacerre spielt ja plötzlich so ein schwebendes sopransax, da kommt fast ein bisschen ecm-stimmung auf. mir scheint das ein jazz zu sein, der wie ein sounddesign funktioniert, sich aber improvisatorisch zusammensetzt und so recht auf nichts traditionelles mehr zurückgreift. besser kann ich es gerade nicht beschreiben.

Toll, deine Einschätzung dazu zu lesen, da ich nicht im Ansatz um die derzeitigen Tendenzen zeitgenössischen Jazz‘ weiß und „ihr“ hier im Jazz-Forum ja häufig ziemlich virtuos bestimmte Einflüsse/Querverbindungen ausmacht, die ich nicht hören kann. Insofern konnte ich auch nicht ermessen, ob Sélébéyone nun eine Art Solitär oder eben doch Teil einer größeren Entwicklung ist. Ich verstehe dich so, dass du den Futurismus darin siehst/hörst, dass die Combo einen ungewöhnlich großen Schritt aus der Tradition heraus gegangen ist.
Aber nochmal zu Lacerre: Ich finde dessen Sopran-Schweben gar nicht so „plötzlich“ – ich meinte dies auf dem ersten Album auch schon als nicht ganz unwichtigen Teil der Palette wahrgenommen zu haben, z.B. bei einem Track wie „Origine“.

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