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yaizazur aktuellen CD von Kopatchinskaja: vielleicht hat Antheil Beethoven so gespielt oder Kopatchinskaja nimmt sich die Freiheit, Beethoven mal anders zu interpretieren zur Konfrontation, was bzw. wer da gleich „kommt“ (?)
Das war natürlich auch mein erster Gedanke, aber dazu äussert sich Lukas Fierz (wie immer als Liner-Notes-Autor mit dabei) leider nicht so genau. Antheil hat seine Konzerte gerne mit Standardrepertoire (Bach, Beethoven) eröffnet, bevor er dann seine eigenen Werke spielte. Fierz zitiert aus Antheils Autobiographie eine etwas unterkomplexe Beschreibung eines ersten Satzes irgendeiner Beethoven-Sonate (Klaviersonate? das wird nicht präzisiert): Thema = Ehefrau, zweites Thema in der Dominante = Geliebte: „Aber keine Angst, in der Wiederholung wird das Thema der Geliebten genau so langweilig sein wie dasjenige der Gemahlin, in der gleichen Tonart. Ist das nicht wie im Leben?“
Nun ja, er war ja virtuoser und auf geradezu maschinelle Präzision bedachter Pianist – das ist wiederum das Gegenteil vom Temperament von Kopatchinskaja. Wobei ich keineswegs unterstellen will, sie sei keine Virtuosin oder könne keine Präzision – aber ihr ganzes Auftreten ist nun wirklich das pure Gegenteil von „maschinell“. Dass Ahonens Klavier von grösster Klarheit und ja, Präzision ist (aber überhaupt nicht maschinell – womit ich eine Kälte und Härte verbinden würde, für Antheil musste alles wie ein Maschinengewehr sein, da ist höchstens das Mündungsfeuer warm), mag den Antheil-Anteil (pardon) verkörpern, aber dass er in einer Beethoven-Sonate so ein Geigenspiel geschätzt hätte, kann ich mir anhand von Fierz‘ Text schwer vorstellen. Also wohl eher sowas wie eine Konfrontation – wobei Fierz dies ja betonen könnte, wenn er hätte wollen. Stattdessen heisst er uns am Ende der Liner Notes (in denen auch Cage und Feldman, den Cage mit Antheil bekannt machte, noch erwähnt werden) auf der Reise in Antheils musikalische Welt willkommen – also keine Konfrontation sondern eine Rekonstruktion, was meine Fragen halt nicht beantwortet. Aber das ist ja egal. Es ist schön, so ein Programm von einer doch prominenten Geigerin auf einem nahezu Major-Label zu hören!
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