Antwort auf: Count Basie

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Roulette nahm Basie zu oft auf – und wie es scheint manchmal ohne Plan oder ohne diesen hartnäckig zu verfolgen – als dass alles Material zeitnah hätte erscheinen können. Einzelne Stücke erschienen ja erstmals 1993, als Mosaic die Sessions in seiner 10-CD-Box bündelte. Im Dezember 1960 war die Band zurück zum üblichen Jahresabschluss im Birdland in New York, und ging vom 13.-15. Dezember an drei Tagen ins Studio, um sieben Charts von Frank Foster und ein Arrangement von Ernie Wilkins einzuspielen. Das hätte für eine LP gereicht, doch sieben der Stücke erschienen erst in den folgenden Jahren, auf diverse LPs verstreut und das erste vom 13. Dezember, „Miss Lovely“ (comp. unbekannt), blieb gar unveröffentlicht. Wie „Loneliness“ (Foster) präsentiert es Frank Wess an der Flöte und das Tenorsax von Billy Mitchell, ist aber fröhlicher, verspielter als das sehr moody „Loneliness“ (Fowlkes an der Bassklarinette im Ensemble). Dieses erschien auf der letzten Roulette-LP, die Basies Namen tragen sollte – auf der Split-LP oben, deren andere Hälfte von Maynard Ferguson stammte. Ein zweites der vier Basie-Stücke stammt von diesen drei Sessions im Dezember 1960, „Unbeknownst“. Doch davor entstand am zweiten Tag ein einziges Stück, das mit Abstand längste von allen Roulette-Aufnahmen Basies, „Blues for Daddy-O“, fast neun Minuten lang und wieder dem damals bekannten Radio-DJ Daddy-o Dailey gewidmet. Das Stück ist funky und erinnert ein wenig an Bobby Timmons‘ damaligen Hit „Moanin'“, Mitchell, Coker, Basie und Foster kriegen Raum für lange Soli, die dank des Arrangements immer wieder in den Dialog mit der Band treten. Dann hören wir eine Trompeten-„chase“ von Joe Newman und Thad Jones, während Snooky Young sich um die höhen Töne kümmert.

Wie „Easin‘ It“ und „Brotherly Shove“ von der dritten, ertragreichsten Session, wurde das Stück 1963 auf der LP „Easin‘ It“ veröffentlicht, die in Klammer den Zusatz „Music from the Pen of Frank Foster“ trägt. Der Opener der dritten Session, „Discommotion“, ist ein weiteres Stück das erst in der Mosaic-Box zu finden ist – hier ist zwischen Foster und den abschliessenden Highnotes von Young wieder mal Benny Powell in einem wunderbaren Solo zu hören – er hätte neben den Plunger/Growl-Soli von Grey und den schroffen blechernen von Coker wirklich noch eine neue Farbe reinbringen können, wenn man ihn denn öfter gelassen hätte. In „Unbeknownst“ präsentiert Powell dann wohl die Melodie. Zwischen den tollen Ensemble-Passagen ist dann ein typisch minimalistisches Basie-Intermezzo zu hören.

„Easin‘ It“ ist dann eins von Fosters schönsten Stücken, eine einfach gehaltene, aber sehr effektive „call and response“-Nummer mit einer Reihe von ineinanderfliessenden Soli der Posaunen-Section: Coker beginnt (4 Takte), dann übernimmt Grey (4), gefolgt von Powell (8), Grey (4), Coker (8), Powell (4) und nochmal Grey (4). Dann sind die Trompeten dran, Sonny Cohn öffnet, Newman übernimmt, dann der Gast Clark Terry und erneut Newman – so geht das dreimal in je 4 Takten. Terry hier zu hören ist übrigens klasse – alle spielen mit Dämpfer, sein Ton glänzt am hellsten, klingt am rundesten … aber da ist nichts von diesem fröhlichen Temperament, was viele bei ihm nicht mögen, sondern einfach nur eine ganz bezaubernde Trompete. Für einmal daher ein Link in die Tube, hoffe er hält eine Weile:

In „Brotherly Shove“ werden die Tenorsaxophone zur „chase“ aufgeboten. Frank Wess beginnt, gefolgt von Billy Mitchell und Frank Foster, zuerst spielen sie jeweils 16 Takte (2 Runden), gefolgt von zwei Chorussen mit jeweils 4 Takten in derselben Reihenfolge. Am Ende der dritten Session entstand dann das eine Stück von Ernie Wilkins, „Red Hot Mama“, das wie eine Art Update von „Moten Swing“ klingt. Thad Jones und Joe Newman solieren zuerst, dann übernimmt Frank Wess am Alt und spielt ein tolles Solo, das komplett im tiefen Register bleibt – ein Highlight zum Abschluss dieser acht Stücke, die eine so schöne LP hätten ergeben können, wenn Roulette denn gewollt hätte. Stattdessen ging die Band ohne den Leader im Januar über mehrere Tage mit Sarah Vaughan ins Studio, um ein Album einzuspielen, an dem das Label offensichtlich mehr Interesse hatte.

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