Antwort auf: Count Basie

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Weiter mit Count Basie auf Roulette: „Dance Along with Basie“ war nach dem Album mit Quincy Jones‘ Arrangements und „The Chairman of the Board“ das nächste Projekt der Basie Big Band. Es entstand bei fünf Sessions zwischen dem 16. und dem 31. Dezember 1959 in New York, die Band war da wohl bereits wieder in der jährlichen Birdland „x-mas season“. Die Stücke bewegen sich alle in mittelschnellen Tempi (so um 120 herum für den Viertel), die Arrangements stammen zumeist von Thad Jones, Frank Foster hat zwei der zehn Stücke eingerichtet („Secret Love“ aus dem Film „Calamity Jane“ von 1953 und „Misty“, das Erroll Garner ein Jahr später herausbrachte). Und klar: ich finde das alles – trotz des eher konservativen Ansatzes und den gleichmässigen Tempi – stärker, vielschichter als die Arrangements von Quincy Jones. Gedämpfte Trompeten, die Flöte von Wess, das tiefe, im Ensemble immer hervorragende (aber kaum solistisch zu hörende) Barisax von Charlie Fowlkes – der in „Misty“ das Thema präsentiert. Einen Outtake zeitigten die Sessions auch noch: Fosters drittes Arrangement, „Back to the Apple“ (zusammen mit Basie komponiert) war viel zu schnell für das Album und blieb leider bis zur Mosaic-Box unveröffentlicht. Es gibt viele tolle, meist sehr entspannte Soli, von Joe Newman an der Trompete (gerne mit Dämpfer à la „Sweets“ Edison), Wess an der Flöte, Foster am Tenor, Al Grey und Henry Coker an der Posaune (der dritte Posaunist, Benny Powell war eher selten als Solist zu hören). Thad Jones selbst ist nur im letzten Stück der Sessions, „How Am I to Know?“, als Solist zu hören, dem einzigen schnellen Stück, das auf die LP kam.

Chris Sheridan zitiert im Booklet eine Aussage von Henry Coker zum Thema „dance sessions“ (die ja auch Ellington bis weit in die Fünfziger immer wieder spielte): „You always have some fuddy-duddy who maybe can’t dance so fast, and then you’ve got to play with a mute in your horn and soon you get tired and fall asleep … You can go to sleep on the commercial tunes and save your strength for the swingers.“ Das ist wohl im täglichen Geschäft nicht ganz falsch – aber wenn das Material so gut ist wie hier, macht das eben schon grossen Spass – und wenn eine Big Band in Form bei solchen Anlässen mitgeschnitten wurde in aller Regel auch, gerade weil sie sich da oft etwas weniger um Präzision zu kümmern scheint und etwas freier agiert (das betrifft für meine Ohren aber zugegeben eher die eh weniger disziplinierte grossartige Band von Ellington aus demselben Zeitraum … schon krass irgendwie, dass Basie und Ellington in den exakt gleichen Jahren – 1956 bis 1962 eine erneute Blütezeit erlebten.

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