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Schlechtes Gewissen? Gewiss nicht! Das war keine böse Unterstellung sondern bloss Verständnis dafür, dass man eben „Tutu“ durchaus als „Designer-Jazz“ sehen kann (wenn man anders hinhört, ist Marcus Miller jedoch sowas wie das Achtziger-Pendant zu Gil Evans – hoch gegriffen, sicherlich eine Spur zu hoch, aber der Mann ist eben schon unheimlich talentiert). Deshalb erwähnte ich ja überhaupt, dass ich selbst Mühe hatte mit einigem, was Miles nach dem Comeback herausbrachte („You’re Under Arrest“ finde ich z.B. bis heute ziemlich öde, während ich das oft ebenso abgewatschte „Decoy“ wenigstens wegen zweier phantastischer Tracks lieber mag als es üblich zu sein scheint – aber auch das: frühe Prägung. Die wird durchaus immer wieder mal hinterfragt, aber es ändert sich eben nicht in allen Belangen etwas).
Mein Einstieg in den Comeback-Miles war einst „We Want Miles“ – Millers Bass, Fosters karge Beats … darüber die so verschiedenen Soli von Miles, Bill Evans und Mike Stern – mit Hardrock oder Metal oder Gitarrensupergefrickel à la Vai, Satriani und Konsorten kann ich gar nicht, aber Stern bei Miles, das passte damals für mich sehr gut. Scofield etwas später auch, aber mit Scofield bin ich warm und kalt, immer, egal aus welcher Zeit. Am liebsten mag ich ihn am Ende wohl auf den Alben mit Joe Lovano und dann vor allem da, wo er einfach groovt und Spass hat (aber nicht mit MMW, die finde ich wiederum extrem langweilig, „Jam Bands“ habe ich eh noch nie begriffen und werde es wohl auch nicht mehr in diesem Leben).
Die Avignon-Sache habe ich auch, seit den mittleren 90ern wohl – ein Bootleg in eher schlechter Qualität. Leider gibt es aus den Achtzigern zwar Unmengen an AUD-Aufnahmen, aber vergleichsweise doch recht weniges in guter Qualität (Radio, Soundboard, TV). Daher auch meine Erwähnung der Montreux-Box (und klar ist das Konzert von 1973 am Ende wohl das Highlight, aber die Konzerte der Achtziger zeigen eben doch einen anderen Miles als den, den es auf den Studio-Alben zu hören gibt).
Das rigorose Teenager-Selbst liegt auch hier fast zwei Jahrzehnte zurück (bin zwar noch nicht 39, aber war auch nicht bis 19 so drauf). Das ging damals halt so, wenn man mit 14 oder 15 schon richtig tief im Jazz steckt denkt man, man hätte alles begriffen … jedenfalls weiss ich ein schönes altes Fender Rhodes oder auch ein Wurlitzer sehr zu schätzen, schon lange (2001 war es glaub ich, als ich das damalige Sextett von Dave Douglas – electric Miles lässt grüssen – live hörte, mit Craig Taborn und Jamie Saft, der eine am Rhodes, der andere am Wurli … für die Beschreibung der fetten Sounds, die es da zu hören gab, passt wirklich kein anderes Wort als: geil!)
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