Antwort auf: Die besten Konzerte 2022 (so far)

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jackofh

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stefane
Etwas verspätet ein paar Gedanken zum mal wieder überzeugenden Simon Joyner-Auftritt letzte Woche in der Schorndorfer Manufaktur.
Begonnen hat das Konzert überraschenderweise nicht mit einem Song von der neuen, diesen Freitag offiziell erscheinenden Platte „Songs from a Stolen Guitar“, sondern mit „Hail Mary“ vom 2017er-Album „Step into the Earthquake“. Natürlich waren mit „The Actor“, „Caroline’s Got a Secret“ und „The Stolen Guitar“ auch Songs der neuen Platte vertreten, aber auch die letzte Platte „Pocket Moon“ wurde mit „Sean Foley’s Blues“ und „Morning Sun, Slow Down“ ausführlich gewürdigt. Vom 2015er-Album „Grass, Branch & Bone“ gab es ein etwas wackliges „You Got under My Skin“, das Simon Joyner dann abgebrochen hat, aber auch beim zweiten Versuch nicht so richtig in den Song hineinfand. Mit dem großartigen „Came a Yellow Bird“ ging es einmal sogar ganz weit zurück in die Vergangenheit bis ins Jahr 1998 zum Album „Yesterday Tomorrow And In Between“. Als letzter Song dann das herrliche „Nostalgia Blues“ aus „Grass, Branch & Bone“.
Simon Joyner fesselnd und eindringlich wie immer: diese brüchige, aber kraftvolle und genau im richtigen Maß leicht dissonante Stimme, die einen in die sagenhaften Songs hineinzieht, die Zeit und Ruhe, die er diesen Songs läßt, um ihren so eigenen Sog zu entwickeln und Landschaften aufzubauen, in denen man sich so wunderbar verlieren kann, das alles unterstützt von seinem unspektakulären, aber immer auf den Punkt kommenden Spiel auf der Gitarre.
Wunderbar konzentrierte und wertschätzende Atmosphäre in der Manufaktur. Und wie immer eine tolle Tontechnik, die diese Stimme so einnehmend und klar abgebildet und jedes noch so leise Klopfen auf den Gitarrenkorpus hörbar gemacht hat.
Tolles Konzert.
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Danach ist es mir erst Mal sehr schwer gefallen – auch aufgrund der nur kurzen Umbaupause – mich auf die gänzlich andere Musik von Ryley Walker einzulassen.
Äußerlich sehr verändert, stand er plötzlich auf der Bühne – begleitet von Baß und Drums – und aus den improvisierten Soundflächen, Loops und Feedbacks, die die Band erzeugt hat, hat sich dann auf einmal „The Halfwit in Me“ aus dem 2016er-Album „Golden Sings That Have Been Sung“ als erster Song des Konzerts herausgeschält. Im Lauf des Konzerts werden dann diese für Ryley Walker so eigene Mischung aus experimentellen, jazzig-freien Passagen, das Zusammenspiel mit dem stoischen Baß und den schön variablen, raffinierten, mit Klangfarben spielenden Drums, und diese Klanggewitter aus dem bewußten Spiel mit Lautstärke, Dynamik, Verdichtung und Auflösung immer bezwingender, und es zieht mich doch noch ins Konzert hinein.
Viele Songs aus den letzten EPs werden gespielt, die ich großteils leider noch nicht kannte, aber auch ein wunderbares „The Roundabout“ (wieder vom Album „Golden Sings That Have Been Sung“). Als Schluß- und Höhepunkt dann ein herrlich ausuferndes und krachiges „Primrose Green“ vom gleichnamigen 2015er-Album.
Tolles Konzert. Der Sound der neuen Band jetzt etwas schwerer und straighter als der Sound der 2015er/2016er-Besetzung mit Ben Boye an den Keyboards mit seiner psychedelisch-verspielten Leichtigkeit.
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Sehr schön beschrieben. Das deckt sich mit meine Eindrücken vom Konzert am Abend zuvor in Berlin. Joyner war anfangs etwas fahrig, weil er sich unwohl auf der heißen Bühne fühlte (der Veranstalter hat die Lüftung an diesem warmen Abend erst irgendwann Mitte des Sets eingeschaltet). „The Actor“ musste er abbrechen. Dennoch war es wieder ein tolles Konzert. Ich habe mir am Ende die neue LP und das von Jeffrey Lewis designte Spinnen-T-Shirt gekauft (was meiner arachnophoben Freundin weniger gefiel). Er will im November übrigens nochmal zurück nach Deutschland kommen (gebucht ist bisher allerdings nur ein Auftritt in Dresden; mehr, u.a. Berlin, sollen jedoch folgen). Da freue ich mich dann auf einen „richtigen“ Joyner-Gig!

Bei Ryley Walker kam ich gut rein. Ich habe ehrlich gesagt einige Songs in diesem neuen (Post-/Prog-/Math-?)Rockgewand erst spät erkannt … das war schon interessant und musikalisch eindrucksvoll. Allerdings wurde mir dieses Zuschaustellen der Kunstfertigkeit der Musiker auf die Dauer etwas fad. Das ist freilich mein persönliches Problem, nicht das von Walker und seiner Band.

Ich bin ansonsten froh, dass ich gestern leicht malad dennoch zu Warpaint gegangen bin. Denn die Vier sind nach wie vor eine großartige Liveband! Schon der Einstieg mit „Stars“ und „Champion“ war toll. Die Setlist fokussierte sich natürlich auf Songs vom neuen Album (das ich mag). Aber die andere Hälfte des Abends bestand aus älteren Stücken. Vom Debüt-Album haben sie dabei leider nur „Bees“ gespielt. Dafür kam einiges von „Exquisite Corpse“ und „Warpaint“ zu Ehren (von „Heads Up“ beließen sie es dankenswerterweise beim „New Song“, der live jedoch gut funktionierte). Doch selbst wenn Favoriten wie „Undertow“, „Elephant“, „Billie Holiday“ oder „NWO“ in der Setlist fehlten – negativ aufgefallen ist das nicht. Das Konzert hatte einen sehr guten Flow. Favoriten von mir waren vielleicht die folkige Version von „Melting“, zu dem Emily nur auf ihrer Jaguar die Akkorde tupfte, während alle Vier in der Bühnenmitte vereint wunderschön Harmonie sangen. Und das energetische „Disco//Very“, das die Halle zum Kochen brachte. Schön auch Jennylees Fugazi-Cover „I’m So Tired“ in der Zugabe (zu finden auf ihrer zweiten LP, die zum RSD erschien – eine 7″ erschien bereits 2020). Dazu gab es eine sehr gute, stimmige Lightshow im Huxley’s – kurz: ein fatastischer Abend. Wäre ich Kölner/Hamburger, wüsste ich, was ich an diesem Wochenende mache …

1. Warpaint (Huxley’s Neue Welt, 20.5.) ****1/2
2. Nilüfer Yanya (Säälchen, 26.3.) ****1/2
3. Nubya Garcia (Festsaal Kreuzberg, 6.5.) ****
4. Simon Joyner (Privatclub, 10.5.) ****
5. The Weather Station (Frannz, 28.3.) ***1/2
6. Ryley Walker (Privatclub, 10.5.) ***1/2
7. Aoife Nessa Frances (Frannz, 28.3.) ***1/2
8. Tomberlin (Prachtwerk, 25.4.) **1/2

Coming up: Ian Noe, Patti Smith, Cassandra Jenkins, Horsegirl, Fontaines D.C., Big Thief, Phoebe Bridgers, Alison Cotton, Wet Leg, Ichiko Aoba, The Strokes, Faye Webster, Courtney Barnett, Interpol …

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