Antwort auf: Return of the GrievousAngel: Persönliche Schätze aus der weiten Welt der Kunst

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Urusei yatsura (Oshii Mamoru / Yamazaki Kazuo; 1981-1991)

Gibt man den Titel in der Forumssuchleiste ein, stößt man auf einige Erwähnungen von mir in 80er-Jahreslisten und schließlich auch über folgende Aussage, die schon wieder unfassbare vier Jahre alt sein soll: „mit dieser Serie habe ich mehr über die Kultur Japans gelernt als in vier Jahren Uni“.

Und damit ab in die Welt von Urusei yatsura, dem von der aufstrebenden Takahashi Rumiko entworfenen Manga, der in kürzester Zeit in Japan zum Hit avancierte und schon bald in eine Anime-Adaption mündete. Was folgte, waren fast 200 Episoden, sechs Filme und einige OVAs, die der Welt nicht nur die Talente von Oshii Mamoru (und in weiterer Folge auch Yamazaki Kazuo) erstmals vor Augen führen sollten, sondern auch eine Franchise etablierten, die in der Anime-Welt ihresgleichen sucht.

Im Gegensatz zu dem epischen Ginga eiyū densetsu ist die Geschichte, sofern man von einer sprechen möchte, schnell erzählt. In der ersten Folge stehen außerirdische Wesen davor, die Erde zu erobern. Um der Menschheit aber noch eine Chance zur Abwehr der drohenden Gefahr zu gewähren, wird per Zufallsgenerator der auf unangenehmste Weise pubertäre Schüler Ataru auserkoren, in einem mehrtägigen Fangspiel mit dem Alien-Mädchen (und Tochter des Anführers der Außerirdischen) Lum die Welt zu retten. Da Lum fliegen kann, sieht es lange Zeit schlecht aus für Ataru. Am letzten Abend motiviert ihn seine Freundin Shinobu mit dem Versprechen, ihn im Falle seines Erfolges zu heiraten. Der entfesselte Schüler gewinnt das Spiel schließlich mit einer List und freut sich lauthals auf die versprochene Hochzeit. Die geschlagene Lum missinterpretiert dies aber als Hochzeitsantrag und fühlt sich fortan selbst an den ewigen Schürzenjäger gebunden.

Dies passiert tatsächlich alles im einleitenden Segment der ersten Folge. Alles weitere sind unzusammenhängende Geschichten und Abenteuer mit viel Slapstick und unzähligen kulturellen Referenzen. Ein riesiger Haufen an lauten (der Name ist des Manga/Anime ist schon ein Wortwitz; auf Englisch wurde er mit Those Obnoxious Aliens übersetzt) und liebevoll verrückt gezeichnet Figuren und potenziellem Heiratsmaterial für Ataru sorgt dafür, dass es nie langweilig wird. Trotzdem ist die Serie für alle mindestens eine herausfordernde Angelegenheit, die sich eine kohärente Geschichte wünschen oder sich vom Serienformat eine gewisse Charakterentwicklung versprechen.

In gewisser Weise entschädigend sind da die sechs Spielfilme, die ich fast durchgehend absolut großartig finde und von denen die ersten fünf in meinen 80er-Jahreslisten prominent vertreten sind. Zwar sind diese nicht weniger abgedreht als die einzelnen Episoden, die Magie der Serie kann sich aber im Spielfilmformat noch wesentlich besser entfalten als auf zwölfminütigen Segmenten. Dazu sind die Filme nicht nur zusätzliche und bequeme Geldquellen, wie man das vor allem aus diesem Jahrtausend kennt, sondern entstammen exzellenten Drehbüchern. Während der erste Film Only You noch in klassischer Manier den Spirit der Serie hochleben lässt, geht es mit den folgenden Filmen (insbesondere Oshiis Beautiful Dreamer und Yamazkis Lum the Forever) in surreale und philosophische Sphären, ohne dabei die grundliegenden Wesenszüge der Franchise zu vernachlässigen. Der fünfte Film schildert dann das Ende der Geschichte wie es auch im Manga beschrieben wird – der letzte ist nettes, nachgeschobenes Beiwerk.

Mit Urusei yatsura hat Takahashi nicht nur die Basis für eine außergewöhnliche Karriere gelegt, sondern auch die Manga- und Anime-Kultur geprägt. Es gibt keine Tabus, alles ist erlaubt und sämtliche Aspekte der eigenen Kultur werden schonungslos aufs Korn genommen. Mit Lum und Ataru hat sie zudem Figuren geschaffen, deren Wesenszüge sich bis heute in Figuren unzähliger Werke wiederfinden. Die Anime-Adaption und vor allem die ergänzenden Spielfilme verkörpern nicht zuletzt dank Oshii und Yamazaki alles, was die Vorlage so großartig macht und zählen nicht umsonst zu meinen allerliebsten Veröffentlichungen in diesem Medium.

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