Antwort auf: Ich höre gerade … klassische Musik!

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gypsy-tail-wind
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soulpope

gypsy-tail-windHatte gestern irgendwo auch noch einen kurzen Kommentar gelesen zur Frage, inwiefern eigentlich das Einbringen von „Eigenmitteln“, wie es von all den Institutionen und Veranstaltern von der öffentlichen Hand massiv eingefordert wird, überhaupt zu „sauberen“ Mitteln führen kann. Es sind ja immer dieselben – hier z.B. die Grossbanken, die Versicherungen … also die ganze Hochfinanz mit ihren dubiosen Geschäften mit Geldern aus Russland, Qatar, dem Rohstoffhandel etc. – die solches Sponsoring zum Greenwashing nutzen. Und das Geld, das sie einschiessen, kommt ja letztlich von uns allen. Statt ordentlich beteuert zu werden, dürfen die dann noch ein wenig den Wohltäter spielen. Das beelendet mich schon lange. Im Jazz sind die Beträge so klein, dass ich mir nie gross darüber Gedanken gemacht habe, aber in der Klassik verhält sich das ja sehr anders (und bei Museen teilweise auch – die elende Posse um Zürich und die Sammlung, und überhaupt die Hinterlassenschaft des, die Verbandlung mit dem Waffenfabrikanten Bührle im Kunsthaus Zürich habt ihr wohl auch mitgekriegt? da macht die Stadt – also die offizielle Seite – auch eine ganz schlechte Falle) ….

Es ist sicher nicht einfach „sauberes“ Geld für Kulturveranstaltungen aufzustellen und ich will mich auch nicht als „ex-post Moralapostel“ präsentieren …. aber offenbar wurde wie in der Schweiz auch in Ö Problemgeld sehenden Auges genommen ?(und weil’s andere machen glaubte man an fehlende Vorwerfbarkeit) …. halt dumm gelaufen 😎 ….

Ich hab mich halt in den langen Jahren im betreffenden Sektor schon öfter gefragt, was für ein kaputtes Gesellschaftsmodell das ist, diese Almosen, die dann aber auch nur an Orte fliessen, an denen die „grosszügigen“ Kreise ihre Kundschaft bringen, Aperos veranstalten, Netzwerke spinnen können … Moralapostel bin ich da am Ende auch nicht allzu sehr, denn ich gehe ja gerne selber hin und ohne die betreffende Unterstützung ist das halt in besagtem System auch nicht zu machen. Und klar, das läuft wohl überall ähnlich, Ländergrenzen spielen da keine relevante Rolle, zumindest nicht in Westeuropa. Da steckt doch hinter jedem Opernhaus eine Bank oder eine Versicherung. Der VR-Präsident meines damaligen Arbeitgebers (der wiederum seit Albert Eschers [Gründungs-]Zeiten mit einer der beiden Grossbanken eng verbandelt ist, erst CEO hier, dann VR-Präsi dort …) ist in Zürich seit Jahrzehnten der Platzhirsch, gibt sich gleich gerne als Zupackender wie als intellektuell beschlagener Denker, die Hüllen ums „alte Geld“ sind aber auch bloss älter als die ums neue, das ist doch der einzige relevante Unterschied. Manchmal denke ich, Besitzverhältnisse zu Zeiten von Pangäa wäre ein guter Ansatz ;-)

Na ja, zu erfreulicherem – ich war gestern nach über drei Monaten endlich wieder mal beim Vertrieb und nahm viel zu viel mit, obwohl ich mich noch zurückgehalten habe … gestern lief schon – ohne genauer hinzuhören allerdings – das alpha-Album von Golda Schultz:

Da gibt es der Reihe nach je drei oder vier Lieder von Clara Schumann, Emilie Mayer, Rebecca Clarke (1886–1979), Nadia Boulanger und Kathleen Tagg (Musik *1977)/Lila Palmer (*1968 – Texte):

Und jetzt läuft diese Neuheit (Februar) mit Werken von Harrison Birtwistle:

Hier geht es mit dem Klaviertrio los, das ich schon auf ECM in der Ersteinspielung aus dem Entstehungsjahr (2011) habe, am Cello war da auch schon Adrian Brendel dabei – die CD habe ich aber leider verlegt, nach der Nachricht vom Tod Birtwistles erfolglos gesucht. Dann folgt das „Duet for Eight Strings“ (2018, für Bratsche und Cello – eine Ersteinspielung), danach „Pulse Sampler“ (1918/2018, für Oboe und Percussion) und zuletzt das Oboenquartett.

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