Antwort auf: james 'blood' ulmer

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vorgarten

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james carter organ trio with special guests hamiett bluiett & james ‚blood‘ ulmer, out of nowhere – live at the blue note, half note 2005, rec. 6./7.5.2004
carter (ts, ss, bs), gerard gibbs (org), leonard king (dm), ulmer (g & voc), bluiett (bs)

darauf war ich sehr gespannt, hätte aber nicht gedacht, dass das so super ist. ich bin lauwarm, was carter angeht, finde ihn einen angeber und trickser, aber das hält einen ja nicht davon ab, zu staunen und zu bewundern. dieses detroiter orgeltrio hier ist eine bemerkenswert fokussierte angelegenheit, in den ersten beiden stücken sind sie mit sich allein, die auswahl: „out of nowhere“ und „along came betty“, da hängt die stange schon mal auf höhe hawkins und golson, ein paar tricks werden ausgepackt, die sind aber toll. richtig großartig finde ich die soli von gibbs (ist der bekannt, @redbeansandrice @gypsy-tail-wind ?), offenbar schüler von richard „groove“ holmes, scheint mir aber noch mehr larry young gehört zu haben… dann kommen die gäste, die es vielleicht gar nicht gebraucht hätte, denn carter packt das bari aus und möchte sich mit bluiett batteln. doch erstmal spielen sie ulmers „hi(gh)jack“, verrückte wahl, das ist von „free lancing“ und seitdem nicht mehr im songbook, vielleicht ein wunsch carters? was ulmer hier abzieht, ist reine blood magic, harter, verzerrter ton, viel wahwah, verrückt verschobene linien, harmolodic’s wiederauferstehung. dann eine schöne ballade von bluiett, dann doch noch „little red rooster“ und ulmer-gesang, dazu ein paar riffende baritone. und wäre das nicht alles schön genug (leider hatte sich gibbs bei den gästen ein wenig zurückgehalten), kommt dann noch r. kellys „i believe i can fly“. würde man heute auch nicht mehr spielen, aber 2005 war das noch halbwegs politisch korrekt, gibbs ist wieder da (wow), ulmer soliert kurz, carter erweitert den technik-baukasten, das blue note ist auf e gestimmt. großartig zu hören, dass ulmer sich ansatzlos wieder in ein orgeltrio und in sein black-rock-stardom einordnen kann, ohne auch nur den hauch seiner früheren schärfe vermissen zu lassen. würde mich interessieren, ob das album (oder das davor, mit griffin und murray als gästen) hier bekannt ist?


kleiner fun-exkurs zum thema james carter, wird oft zitiert, zurecht – kelly buchegger beschreibt, wie er im saxsatz der bigband von marcus belgrave als erster tenorsaxer mit dem 16jährigen carter das zimmer geteilt und überlegt hat, ihm ein kissen aufs gesicht zu pressen, dann doch lieber dem schlafenden kollegen das saxofon abgenommen und in den kasten gelegt hat, sie waren nicht mozart & salieri, sondern mozart & der klempner, steht hier auf bucheggers blog, unter „james carter ruined my life“.

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