Antwort auf: james 'blood' ulmer

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vorgarten

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noch ein paar blues-projekte…

div., martin scorsese presents the blues – the soul of a man, columbia/legacy 2003, darin: eagle-eye cherry/ james blood ulmer / vernon reid: down in mississippi, rec. 15.5.2002, ulmer (g, voc), cherry (voc, prog), reid (el sitar), david barnes (harm).

filmmusik, einer von sieben teilen, martin scorsese auf den spuren des blues, neben ihm selbst stellen sich noch 6 andere filmemachende männer auf, clint eastwood, mike figgis, aber auch charles burnett, den zweiten teil hat wim wenders übernommen, der sich als connoisseur vorstellt und die musik & biografie dreier „seiner“ (von anderen vergessenen) blues-helden inszeniert: skip james, blind willie johnson und j.b. lenoir. bildungsbürgerlicher auftrag, für die vergessene, geringgeschätzte musik neue publika finden, deshalb ein paar gitarren/gesangs-promis finden und alles zeitgemäß auffrischen lassen.

das ist einer dieser fälle, wo man nicht weiß, hilft die musik dem film oder der film der musik, hilft hier überhaupt irgendetwas irgendwem, jedenfalls tauchen hier viele leute auf, die verehrt werden und hier im forum woanders bestens bekannt sind, deshalb schreib ich lieber nicht weiter, außer: den vielen diskografien werden hier keine neuen spitzen aufgesetzt, geht alles eher so ok, denke ich, gilt für die, die ich besser kenne (cassandra wilson, beck, marc ribot), aber bestimmt auch für lucinda williams, lou reed, nick cave, t bone burnett, los lobos, jon spencer, bonnie raitt oder garland jeffreys. zwei leute gehen die sache sehr puristisch an (shemekia copeland, alvin youngblood hart), von john mayall gibt es eine historische (1967) hommage an lenoir, außerdem jeweils ein original der komponisten.

ulmer ist zu gast bei eagle-eye cherry, den er wahrscheinlich seit der geburt kennt (bei jayne cortez war die schwester, jan, dabei, die eine schöne freigeistige violine spielt), reid hat wieder ein paar sitar-effekte auf lager, der groove dazu ist elektronisch produziert, alles sehr hübsch dahingetupft, eher psychedelisch und vom sound her wohl der frischeste beitrag.

the 52nd street blues project, blues & grass, chesky 2004, rec. live 24.4.2004
ulmer (g & voc), queen esther (voc), charlie burnham (vl, mandolin, voc), mark peterson (b), aubrey dayle (dm)

ulmers trio mit queen esther und charlie burnham, aber alle sind gleichberechtigt, haben komponiert, erhalten solo- und duo-features, das projekt ist (laut ulmer): dem teufel den blues wegnehmen und ihn wieder in die kirche tragen. ihn interessiere am blues der sound, nicht die form, schreibt er außerdem im booklet. man hört eine freundliche musik, vor kleinem, sehr enthusiastischen publikum, chesky sorgt für den audiophilen rahmen. ulmer wirkt ein wenig verkapselt, man merkt ihm an, dass er zu dieser zeit sehr viel solo spielt, seine gitarre hat einen anderen, viel akustischeren (sehr schönen) sound, klingt manchmal fast wie ein banjo, vor allem, wenn burnham da nur vorsichtig hineinzupft. der violonist nimmt sich weniger freiheiten als in der odyssey-band, vielleicht, weil hier ein (akustischer) bass dabei ist und er dadurch ein bisschen an den rand gedrängt wird, aber sein selbst gesungenes „papa don’t know“ hat eine unmittelbar berührende einfachheit und wird zum höhepunkt hier. mir fehlen insgesamt ein paar ecken und kanten, ich verstehe schon, dass blues souveränitätsausweis ist und kein mitleidendes method acting, aber hier wird mir zu sehr – wenn auch klischeefrei – geschunkelt.

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