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blood-pause beendet, discogs-verkäufer konnte endlich dieses ding hier verschicken, nachdem er in quarantäne saß:
james blood ulmer, forbidden blues, diw 1998, rec. 30./31.7., 8.9.1996
ulmer (g, fl, voc), calvin jones (b), amin ali (eb), grant calvin weston (dm), charles burnham (vl), michael mustafa (key), dana manno (voc).
1996 entstehen die beiden letzten diw-alben von ulmer, danach war der produzent sugiyama hautpsächlich mir tzadik beschäftigt. hier beginnt sowas wie ein alterswerk, glaube ich. ulmer blättert sein gesamtes portfolio auf, jazz, funk, blues, alle bandprojekte (music revelation ensemble, phalanx, blues experience, third rail, odyssey) werden referenziert, das wäre allein schon der rede wert, weil ja all das quasi ohne vergleich für sich steht, aber auch hier wird natürlich alles bisher dagewesene getwistet: ulmer macht das alles quasi mit einer rhythm section, die höchstens mal zwischen akustischem und elektrischem bass switcht, aber eigentlich können alle alles spielen, solange sie nur auf ulmer hören. das ergebnis ist gleichzeitig verwirrend heterogen, kommt aber aus der selben unnachahmlichen quelle. höre das alles zum ersten mal, bin verbüfft, wie viel neues sich mir auch hier wieder öffnet, ich könnte das stück für stück durchgehen. polyrhythmischer beginn, dann ein reduzierter funk mit spoken-words-duett, es geht um sex, vielleicht auch nicht, dann die klassischste jazz-improvisation seit den alben mit john patton, kleine, verfängliche themen aus dem handgelenk, dann kommt der sohn mit cheesig-verminderten synth-akkorden, plötzlich schluchzt die violine von charles burnham in ihrer nackten emotionalität, alles verschiebt sich in was neues, aufreizendes, manchmal auch etwas müdes, leicht entrückt, ornette coleman ist immer noch anwesend, der drummer hat den punk auch noch nicht aufgegeben. man kann vieles anlegen, aber nichts daran muss sich mehr an was anderem messen lassen. ich hatte eigentlich erwartet, dass ich beim durchmarsch durch das werk merke, dass das alles in kontexten steht, sachen aufgreift, sich selbst wiederholt – tatsächlich fehlen mir worte und vergleiche.
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