Antwort auf: james 'blood' ulmer

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gypsy-tail-wind
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Schnelldurchlauf, langen Post verloren, immer wieder dasselbe mit dieser Armeleutesoftware hier :-(

vorgarten

Mit dem Erfolg von Jimmy Smith (1925 – 2005) hatte sich in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre die Hammond Organ als Jazz- und R&B-Instrument voll etabliert, so dass sich Ulmer der lokalen Ernie Goldsmith Organ Combo als festes Mitglied anschloss, aber er spielte auch – laut eigener Aussage – „… in der damals am härtesten arbeitenden R&B Band ohne Plattenvertrag“ namens Jewel Bryner & her Swing Kings, deren Bühnenshow u.a. darin bestand, sich während des Auftritts die Perücke vom kahl geschorenen Schädel zu reißen. Wenn sich die Möglichkeit ergab, stieg er bei etablierten Organisten wie Jimmy Smith oder Richard „Groove“ Holmes (1931 – 1991) für einige Lieder ein, wenn diese in Pittsburgh auftraten.

zu goldsmith (oben die b-seite seines einziges discogs-eintrags) und bryner finde ich weiter nichts.

Dazu fand ich nur einen kleinen Hinweis – das scheint aus einem Interview um 1980 herum zu stammen:
https://books.google.ch/books?redir_esc=y&id=vitLAAAAYAAJ&focus=searchwithinvolume&q=ulmer
Black Music & Jazz Review, Volume 3, IPC Specialist & Professional Press, 1980

Da steht: „Then in 1961 I started playing guitar with organ groups, Ernie Goldsmith’s was my first regular band“ (ob das ein Punkt oder ein Komma ist im Ausschnitt, ist mir nicht klar).

Davor wird noch das (falsche) Geburtsdatum (2.2.1942) erwähnt, die Band mit dem Vater („It was a little quartet and my father like the manager. He taught us how …“) und die Del Vikings.

Beim Track von Hank Marr…

…fällt die offene Phrasierung/Intonierung am Anfang des Gitarrensolos auf, danach geht es in konventionelleren „tunings“ weiter, aber gegen Ende hin scheint Ulmer sich wieder freizuspielen (so ab 2:30 herum).

Das Netz, das sich hier spinnt, finde ich schon recht spannend – aber ich kenne es nicht so gut wie jenes eine (musikalische) Generation früher (vom akkord-basierten Hard Bop zu freieren Gefilden). Mich erinnert Ulmers Spiel in diesem Track und auch da und dort auf den zwei Sessions mit John Patton (die ich gerade wieder anhöre), da und dort ein wenig an Grant Green, der ja auch kein Jazzer im engen Sinn war. Die Riffs, die Repetitionen, das Spiel mit dem Ton – da geht es eben nicht darum, die geilste Variation über irgendwelche Changes zu finden, sondern es wird offener, auch rhythmischer gespielt. Dass sich dabei Verbindungen zum second quintet von Miles Davis (via Contemporary Jazz Quintet oder aber auch zum R&B (der sich ja inzwischen auch stark gewandelt hatte, Hank Marr klingt ja fast noch nach Fünfzigern, oder?) … George Coleman (mit seinen Miles/“Maiden Voyage“-Credentials), und Stücke von McCoy Tyner und The Meters auf der dritten Session der Patton-Band (derjenigen ohne Ulmer, die etwas früher stattfand) nebeneinander, da kommt sehr viel zusammen. Dann mit Ulmer die modalen offenen Tunes, aber auch die Groove-Nummern von Cabell … Ulmers Stück „Bloodyun“, das ein wenig wie eine Mischung zwischen Bossa und Boogaloo klingt … ob ich hier schon die entschiedene Andersartigkeit hören kann, mag ich ehrlich gesagt nicht beurteilen, dafür fühle ich mich in gitarristischen Gefilden nicht genügend sicher – mich dünkt vielleicht, dass ich das eher in seinem Comping höre als im Solo, das – auch wieder von Grant Green her kommend – schon sehr gut anknüpfbar ist.

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