Antwort auf: Steely Dan

#11740077  | PERMALINK

wahr

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krautathaus

wolfgang

krautathaus

wolfgang

onkel-tom

pink-nice3*** nur für Gaucho…..geht gar nicht.

Zu aalglatt.

Gefährlich nahe an Fahrstuhlmusik.

…leider hab ich Steely Dan noch nie im Fahrstuhl gehört. Läuft hier überhaupt Musik im Fahrstuhl? Aber ernsthaft: setz dich mal mit nem Piano oder Gitarre hin und spiel die Songs nach. Was für ein Aufwand an Arrangement und wunderbaren Harmonien bei jedem Stück getrieben wurden, erkennt man erst wenn man genau hin hört. Alleine zu Bernard Purdie’s Halftime Shuffle Beat bei „Babylon Sisters“ kannst du auf YouTube etliche Analysen anschauen. Für den Rest gilt, nur weil ein Beat durchgängig ist, ist die Musik nicht flach.

Das glaube ich dir alles, aber so weit wollen wir mal nicht gehen, ich bin schließlich kein Musiker. Die Musik darauf hört sich für mich zum großen Teil einfach zu glatt und nichtssagend an, das geht links rein und rechts raus.

Zum harmonischen Verständnis muss man nicht mal ein Instrument spielen, im Chor singen bringt einen da auch schon hin. Ist natürlich bei der meisten Populärmusik eine Möglichkeit sich den Songs zu nähern. auch bei z.B. Jethro Tull.

Die handwerkliche/harmonische Raffinesse ist an sich alleine ja noch kein Argument. Aber was an Gaucho so fasziniert, ist wie die Arrangements in all ihrer virtuosen Raffiniertheit soweit ökonomisiert worden sind, dass wirklich kein überflüssiges Füllsel mehr da ist. Ich habe ständig das Gefühl vollkommener Richtigplatzierung und Tonauswahl von allem. Als hätten sie beispielsweise vier oder fünf der weltbesten Gitarristen eingeflogen, nur um einen D-Akkord so spielen zu lassen, wie es Fagen/Becker vorgeschwebt haben mag, um sich dann davon den gelungensten D-Akkord auszusuchen und alle anderen zu verwerfen. Rationale Business-Entscheidungen für Qualitäten, getroffen von Menschen, die es sich leisten können. Dann werden die ganzen Qualitätsvorlagen wieder zurückgebaut in das denkbar sparsamste Arrangement, das einen Song noch in seiner Essenz zu tragen imstande ist.

Natürlich ist das erstmal gefühlte Oberflächenmusik, aber sie ist eben auch aus dem Cool Jazz gespeist, aus der Vermeidung jeglicher Hemdsärmeligkeit oder sich spontan gebender Spielfreude. Stattdessen wirkt alles überlegt. Trotzdem habe ich aber das Gefühl, dass dann wieder Passagen ausgewählt wurden, die vielleicht nicht perfekt, dafür aber im Zusammenspiel entstanden sind. Eine Platte wie ein Kubrick-Film. Die Texte sind dann nochmal ein anderes Thema: Die Unattraktivität von nicht vorhandenem Basiswissen, Rivalitäten, u.a.m.

Die letzte Fahrstuhlmusik, die ich bewusst mitbekommen habe, ist schon ein paar Jahre her. Es war Jobim’s/Astrud Gilberto’s Girl From Ipanema. Und das ist harmonisch/rhythmisch ähnlich tricky wie das Gaucho-Album und kaum einfach so nachspielbar. Fahrstuhlmusik at its very very best.