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sam rivers!
im oktober 1993 trat ulmer in leverkusen mit einem überraschenden quartett auf, in dem nur der neue blues-experience-drummer aubrey dayle als besetzung nahelag. die defunkt-bassistin kim clarke (die übrigens zur erstformation von steve coleman’s five elements gehörte) liegt mit ihrem autoritären ebass-stil zwar als alternative zu amin ali nahe, hatte vorher aber nicht mit ulmer aufgenommen (es hält sich ja das wahrscheinlich islamophobe gerücht, ulmer würde musikerinnen nichts zutrauen und nur mit männern spielen), aber die große überraschung ist natürlich sam rivers.
fantastisches set, das einmal durch alle ulmer-outlets rauscht, gleich zu beginn, wenn ein bluesrocksong in eine freie, unverabredete swingnummer ausläuft, die ulmer mit einem melancholischen unbegleiteten zwischenspiel zu einem music-revelation-groove über eine variation von „after dark“ überführt. der hier 70-jährige rivers, im vollbesitz seiner vielen möglichkeiten, spielt eigentlich durch, eine gute idee nach der anderen, und die instrumentenwechsel nur, damit es ihm nicht zu langweilig wird. wie toll die alle miteinander kommunizieren, es sieht nicht nach viel-geübt aus, aber auch nicht nach freier jam-session, eher nach einem tieferen verständnis für die gemeinsamen verbindungen, durch die alles sehr organisch an seinen plätz fällt. toll immer wieder auch die stimmung, die ulmer zwischendrin mit seinen freien akkorden (hier auf der steinberger in blood-skordatur) erzeugt. und wie dann plötzlich ulmer & clarke blues spielen, mit kleinen ornamenten von rivers.
music revelation ensemble, in the name of…, diw 1994, rec. 6./7.12.1993
ulmer (g), amin ali (eb), cornell rochester (dm), sam rivers (ss, fl, ts), artur blythe (as), hamiet bluiett (bs).
und hier ist rivers auch im studio und im revelation ensemble dabei, neben zwei anderen powerplay-saxofonisten, die david murray natürlich sehr gut vertreten. durch die gaststars (rives mit unterschiedlichen instrumenten auf drei stücken, blythe ebenso, bluiett auf einem) kommt zwar abwechslung, aber wenig ruhe rein, alle gehen sehr schnell in die vollen, was die harte und sehr energetische rhythm section natürlich nahelegt. die schönen, einfachen themen werden meist schon gegen den rhythmus gespielt, ali löst dann danach seine feste basslinie auf, rochester begleitet und spielt permanent solo gleichzeitig, ulmers verzerrte gibson verdichtet den raum zusätzlich. sehr schön, fast geheimnisvoll, fällt darunter die rubato-flötenballade von rivers auf, die eine ganz eigene after-hour-stimmung setzt, aber hier funktional als pause vor dem nächsten sturm dient. blythe tänzelt dagegen mehr über die dichten grooves (seine stücke sind auch etwas variabler arrangiert, manchmal mit gegenläufigen bass/drums-strukturen, sehr sophisticated), während bluiett ein reines powerplay ansetzt, das am ende in unglaublichen geräusch-sounds ausschwingt. kann ich alles am stück nicht gut durchhören, aber das ist ja mein problem.
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