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james blood ulmer, america – do you remember the love?, blue note 1986, rec. 16.-19.9.1986
ulmer (g & voc), bill laswell (eb), ronald shannon jackson (dm), nicky skopelitis (g, banjo), bernard, fred & muriel fowler (back voc).
und dann ist ulmer plötzlich bei blue note und hat einen weißen anzug an. und wahrscheinlich war es relativ unvermeidlich, als musikalischer freigeist in den 80ern nicht irgendwann auf bill laswell zu stoßen. das gedankenspiel sei erlaubt, wie es gewesen wäre, wenn ulmer und nicht sharrock mit laswell, jackson und brötzmann im gleichen jahr last exit gegründet hätte. hier hat laswell aber was anderes vor – artifizielle studioklangräume um ulmers stimme und gitarre zu bauen, im kristallinen minimalismus eines trios (diese zweiten gitarristen, die manchmal bei ulmer dabei sind wie hier skopelitis, haben ja vor allem die funktion, die klassischen harmonien abzustützen, das habe ich auch jetzt erst verstanden), in dem der bassist gerne nur auf einem ton hängen bleibt.
interessantes ergebnis, die klarheit, die als solche ernstgenommenen songs, die teilhabe und liebe einfordern („show me your love america“ und „i belong in the u.s.a.“), die gravitätisch rumpelnden märsche von shannon jackson, die zum hypnotischen tendierenden patternwiederholungen. poliert sei das, liest man woanders, aber es ist was anderes, eine demonstration, wie drei leute unter guten bedingungen mit minimalen mitteln eine ganz eigene klangwelt bauen können, die quasi noch als popmusik durchgeht.
es gibt zentrale ulmer-kompositionen hier zum ersten mal zu hören, die melancholische gitarrenstudie „after dark“, in die plötzlich bass & schlagzeug einsteigen, und das tolle „black sheep“, eine ornette-hafter marsch, der sich immer wieder zu einer absteigenden walking-basslinie transformiert. ich kenne das album noch gar nicht so gut, es hat viele mir neue facetten.
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