Antwort auf: james 'blood' ulmer

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vorgarten

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james blood ulmer, black rock, columbia 1982
ulmer (g, voc, fl), ronald drayton (g), amin ali (eb, voc), grant calvin weston (dm), cornell rochester (dm), sam sanders (ts, as), irene datcher (voc).

das zweite monster für cbs kenne ich noch nicht so lang, es fiel mir letztes jahr in münchen auf vinyl in die hände. ulmer hat die band ausgedünnt (nur eine sängerin, nur sam sanders als saxofonist) und gleichzeitig gitarre und drums verdoppelt. mit drayton, einem schwarzen, genuinen rockgitarristen hat er die normale gitarrenstimmung, von der er sich mit seinem scharfkantigen gestotter absetzen kann, weston & der eigentlich ebenso harte, aber eher vom jazz kommende rochester (chad taylor erinnert mich oft an ihn) teilen sich rock & swing ihrerseits auf. das funkelt in viele richtungen, aus free-kaskaden schält sich der funk, gesangliche linien liegen drüber (die blood ja auf der flöte komponiert), übergangslos neue rhythmen, neue genres. am ende singt amin ali george-clinton-mäßig über „black girls, white girls and green girls“. blood ist derweil zum islam konvertiert und firmiert als damu mustafa abdul musawwir, der gospel wird aber wieder kommen. mich verblüfft das alles sehr, mit der härte komme ich sehr gut klar, weil es niemals stumpf wird.

die columbia-produzenten reagieren verständnislos, für den letzten vertraglich ausgehandelten shot schlagen sie ulmer hendrix- und springsteen-cover vor. sie haben den programmatischen titel des albums, „black rock“, offenbar falsch gelesen, ulmer will nix nachspielen. andere haben dagegen sehr genau hingehört. vernon reid (aus ronald shannon jacksons decoding society) ist im kontakt mit ronnie drayton und bereitet gerade living color vor. greg tate ist ein freund, der in washington mit geri allen studiert hat (die übrigens auch mal mit living color aufgetreten ist). vernon reid und andere wie z.b. fishbone wollen in die räume vorstoßen, die ihnen james blood ulmer gerade geöffnet hat, gründen die „black rock coalition“, mit der ulmer aber nichts zu tun haben will (sehr viel später wird vernon reid seine blues-alben produzieren). geri allen und andere m-baser sind zunächst dabei, dk dyson ist gründungdmitglied, sie singt auf dem 2. five-elements-album von steve coleman. coleman, haynes und osby kommen zu den ersten meetings. es geht zunächst um die diversifizierung der schwarzen musik, keine bandfotos mehr auf dem cover, um nicht automatisch als jazz-, r&b- oder hiphop-act vermarktet zu werden. es gibt plötzlich schwarze crossoverbands und ein weißes publikum dafür, die plattenfirmen sind hilflos. später ging es (ideologischer) um ein schwarzes reclaiming der rockmusik. denkbar weit weg für ulmer, der mit weltlichem blues und einem gitarrenzerstörenden hendrix nichts anfangen konnte.

With „Freelancing“, I don’t know no band that sounds like that. I had Shannon Jackson playing drums, Calvin Weston, Olu Dara, David Murray, Amin Ali. That band was, I hate to say this, the first black band that entered into the clubs in New York City and did punk/funk/new wave. James Blood Band was the first black band to be playing that music in those clubs like Hurrah and Danceteria. No white band was playing shit like we were playing. I didn’t hear no motherfuckers playing shit like we were playing. They let us in and we played with (Captain) Beefheart and Public Image and played in all those big clubs in New York. The shit was happening- nobody was playing that shit.

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