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frank matthias:
Um 1960/61 schlug James Ulmer sein Lager in Columbus, Ohio auf, wo er in der Band des Organisten Hank Marr (1927 – 2004) die Position des Gitarristen inne hatte. Marr war ein klassisch geschulter Pianist, der 1961 einen Plattenvertrag bei King Records unterschrieben hatte, dort auf Wunsch des in Cinncinnati, Ohio ansässigen Platten-Labels stilistisch eher in die Richtung von Bill Doggett (1916 – 1991) als Jimmy Smith aufnahm, d.h. eher in Richtung R&B als Soul Jazz.
Für mich erstaunlich bewertete James Blood Ulmer in einem Interview von 2006 das Spiel Hank Marr’s als progressiver als das Spiel von Jimmy Smith. Aber vielleicht liegt das auch an den King Record Veröffentlichungen, die ich von ihm kenne. Ich kann mich noch gut entsinnen wie erstaunt ich war, als ich eine Jamey Aebersold-Play-Along-CD von Hank Marr hörte; irgendwie hatte ich ihn eher als etwas rauheren Blues-Organisten eingestuft, was ein Instrumental-Hits wie Greasy Spoon erwarten ließ.
Während seiner Zeit in Columbus spielte Ulmer in Back Up Bands, wo er z. B. Dionne Warwick (geb. 1940 und bekannt für ihre von Burt Bacharach produzierten Platten) und andere bekannte Acts, die auf Durchreise waren, begleitete. „Wenn man zu dieser Zeit keine Lieder von James Brown oder Ray Charles im Repertoire hatte, wurde man als Band nicht so häufig gebucht“ erinnert sich Ulmer an diese Zeit.
Durch Hank Marr angeregt lernte Ulmer außer R&B und Jimmy-Smith-Funk die Jazzstandards. In einem Interview betonte Ulmer wie viel er von diesem Musiker gelernt hatte und wie wichtig diese Zeit für ihn war. Mit dieser Band machte er auch 1964 sein Platten-Debüt auf King Records, die aber die Aufnahmen erst 1967 als die LP Sounds from the Marr-ket place veröffentlichten, auf der Tenor-Saxophonist und Flötist George Adams (1940 – 1992) ebenfalls debütierte. „Es ist wie in die Schule gehen: Man lernt nicht alles in einem Jahr. Vom siebenten Lebensjahr bis zum 15. spielte ich Gospel, vom 17. bis in meine Zwanziger R & B, dann spielte ich Freie Musik und danach spiele ich seitdem meine eigene Musik“.
george adams, gleichalt, kam aus ohio und über ein musikstudium zum professionellen spiel, zunächst mit sam cooke, dann in orgeltrios. ging 1968 nach new york (ulmer erst 1971), ab 1973 dann bei mingus, während ulmer ornette coleman kennen lernte.
hank marr, sounds from the marr-ket……. place (king 1968, aufgenommen 1964)
marr (org), ulmer (g), george adams (nicht rusty bryant, wie es oft irgendwo steht, ts), ? (dm).
ziemlich großartig, sehr auf den punkt (also meist auf jukebox-single-format) gespielt, einfache themen, riffs, wechsel der intensitäten, je nachdem, wer gerade übernimmt, orgel, gitarre & sax dabei gleichberechtigt. einfache, sehr treffsichere synkopische akzente von marr / ulmer, darüber das hymnische, aber durchaus noch generische sax von adams. kenne nur vinyl-rips, aber ulmers gitarre ist bewusst leicht verzerrt, vieles ist stilistisch schon da, die von daumen und zeigefinger abgestoppten einzelnoten vor allem.
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