Startseite › Foren › Fave Raves: Die definitiven Listen › Die besten Alben › Umfrage: Die besten Alben der 1970er › Antwort auf: Umfrage: Die besten Alben der 1970er
zappa1Ich habe aber auch nichts verallgemeinert, ich habe auch nicht geschrieben, dass das alles nur Legende ist. Was sich in Düsseldorf, Hamburg oder Berlin abgespielt hat, im UK sowieso, habe ich natürlich auch damals verfolgt. Aber es kam ja irgendwann so rüber, dass man die Musik eh nur verstanden hat, wenn man Teil dieser Szene war, und dagegen wehre ich mich. Und Aussagen wie, „dass ich Identifikation und Abgrenzung haben muss, um nicht in der Beliebigkeit zu enden“, nur so „Herzblut“ entstehen kann, nein Danke, das brauche ich auch nicht!
Herzblut und Leidenschaft kann natürlich auch anders entstehen. Zu „Identifikation und Abgrenzung, um nicht in Beliebigkeit zu enden“: man sollte da vielleicht mit ins Spiel bringen, dass diejenigen hier im Forum, die schon in den 1970er gelebt haben, vielleicht gerade mal irgendwas zwischen 13 und 23 Jahre alt waren, also in einer Lebensphase lebten, wo viele das Bedürfnis einer Gruppenzugehörigkeit spüren. Das ging damals eben oft über Musik. Diese Zugehörigkeiten waren natürlich ständig im Wechsel und hatten auch verschieben starke Ausprägungen. Der Punk-Zeitpunkt hatte vielen bewusst gemacht, dass man selbst mit wenig Mitteln Musik machen und vertreiben konnte, ohne einen teuren Maschinenpark um sich zu versammeln, Akkorde auswendig zu lernen oder von einem Label abhängig zu sein – allein diese Punkte sind schon eine Abgrenzung zu Bands wie Yes, ELP oder Gensesis gewesen. Eine gefühlte totale Befreiung durch Verfügbarkeit der Produktionsmittel. Daher vielleicht auch der andere Blick, wenn man selbst zu den Aktiven im Punk/Wave-Kontext gehört hat. Die Szenen selbst haben sich je nach Ort und je nach beteiligten Individuen dann unterschiedlich entwickelt. Nach meinem Eindruck – wenn ich mich an Tepels „Verschwende deine Jugend“ erinnere, aber so habe ich es auch damals über die Sounds mitbekommen – war die Düsseldorfer Szene um den Ratinger Hof eben teilweise stark in der Abgrenzung und Weiterentwicklung (Musik, Klamotten, Präsentation) präsent – auch in der Abgrenzung zu Punks, die am Wochenende die Düsseldorfer Altstadt vollkotzten und sich bescheuerterweise WIRKLICH Sicherheitsnadeln durch die Wange stachen, statt nur so zu tun, wie Peter Hein mal belustigt erzählt hat. Hamburg war mehr die politische Fraktion, die schnell den Clash „Verrat!“ vorwarf, während in Berlin eigentlich alles gleichzeitig nebeneinander und miteinander existiert hat und die Kreuzberger Hardcore-Agit-Propper sowieso damit beschäftigt waren, ihren Kiez von „Schnöseln“ aller Art fernzuhalten. Aber das habe ich alles aus einigen ersten und vielen zweiten Händen.