Antwort auf: Funde aus dem Archiv (alte Aufnahmen, erstmals/neu veröffentlicht)

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gypsy-tail-wind
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nail75Lohnt sich die Tristano? Ich finde sein Werk schwer durchschaubar, auch diskographisch.

Keine Ahnung, kann ich frühestens nach einem ersten Hören was Provisorisches dazu sagen.

Das Werk ist aber eigentlich ja recht übersichtlich … von den Jazz Record-Veröffentlichungen habe ich noch längst nicht alle, aber auch dort müssen es wohl nicht alle sein. Es gibt ja auch Fortschreibungen, die sehr hörenswert sind, z.B. von Lenny Popkin, der wohl der massgebliche Kopf hinter der neuen Mosaic-Box ist (er hat die Aufnahmen aufbereitet, die Liner Notes geschrieben und ist mit Jerry Roche und Carol Tristano Produzent der Box).

Essentiell sind die Capitol-Aufnahmen mit Konitz, Marsh und Bauer (ich hab die auf der CD „Intuition“, die auch bzw. vor allem das Warne Marsh/Ted Brown-Album „Jazz of Two Cities“ enthält) – dazu gehören die Prestige-Sessions von Tristano/Konitz (gesammelt auf dem Album bzw. der CD Subconscious-Lee).

Aus der frühen Zeit ist auch das Keynote-Material hervorragend – zwei Trio-Sessions mit Billy Bauer und einem Bassisten, die erste mit diversen Alternate Takes (acht Master Takes), gab’s einzeln auf einer CD.

Dann die Atlantic-Alben „Tristano“ und „The New Tristano“ (die Mosaic für die 6-CD-Box mit den Atlantic-Sessions von Tristano/Konitz/Marsh auf drei CDs erweitert hat, aber die zwei CDs mit den Live-Aufnahmen fallen schon in den Zeitraum, als Konitz sich allmählich von Tristano löste und drum passt das alles manchmal nicht so richtig gut – aber von einer Combo 1955 eine so ausführliche Live-Dokumentation zu haben, ist ja auch nicht selbstverständlich, und hörenswert ist das alles schon, gab’s vermutlich aus dem Lonehill-Umfeld auch auf Doppel-CDs).

Ganz grosse Klasse ist auch die Uptown-Doppel-CD „Chicago April 1951“ – da ist neben Konitz, Marsh und Bauer auch noch Willie Dennis an der Posaune dabei (am ehesten kennt man ihn von Mingus-Aufnahmen aus den Fünfzigern).

Alles andere würde ich dann tendentiell schon als Ephemera betrachten (eben: diverse Alben auf Jazz Records, dem Label der Familie, teils mit Carol Tristanos Drum-Overdubs, teils in schlechter Klangqualität) … auch die Dot Time-CD „The Duo Sessions“ fand ich eher mittelmässig (ich hoffe, das ist kein schlechtes Omen für die Mosaic-Box).

Interessanter ist „Descent into the Maelstrom“ – hörte ich als Gymnasiast dank eines coolen Lehrers mal auf LP, und gab’s dann vor ein paar Jahren in Japan auf CD wieder – ist aber bereits wieder vergriffen. Da sind Aufnahmen von 1953-1966 versammelt, solo und im Trio mit Peter Ind und Roy Haynes (der ist kein Metronom!) bzw. Sonny Dallas und Nick Stabulas (das sind dann regulars, die nicht in die Quere kommen).

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