Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

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bei mir geht es natürlich hier weiter:

jack dejohnette, dancing with nature spirits

habe ich erst seit kurzem, war immer ein wenig ängstlich, weil es so eindeutig esoterisch daherkommt. dazu ein eher unwahrscheinlicher cast: dejohnette hat michael cain mitgebracht, aus der special edition, die zuletzt nicht mehr bei ecm stattgefunden hat, dazu mit steve gorn ein experte für klassische indische musik, der ansonsten nur in reinen weltmusik-kontexten unterwegs ist. kein bass, aber auch keine cultural appropriation, der sound ist sehr modern, luftig, das klavier kommt aus einem synth, dejohnette spielt u.a. elektronisch prozessierte tabla, michael cain ist von weltmusik-einflüssen völlig frei. ein album, das man sich nicht recht herleiten kann – ausdifferenzierte grooves, die flexibel auf jeden impuls reagieren, ein sehr eigenwilliger klavierstil mit einer präsenten linken hand, ineinander verhakten ostinati-figuren, luftigen akkorden und ganz viel raum. steve gorn kommt als special effekt ins spiel, als luftgeist, der sich kurz fasst, mit sehr schönem ton auf all seinen blasinstrumenten, ist vor allem auf dem sopransax toll und klingt da näher an lacy als an surman oder garbarek. das fließt sehr frei, mit einigen kleinen voreinstellungen, im langen mittelstück fasert es auch ein wenig aus, aber das finish ist großes kino: eine schmalzige fusion-ballade von cain, die aber zu einem sensiblen dialog zwischen groove und impressionistischen akkorden wird; und das letzte stück, „time warps“ gehört für mich zum schönsten, was es auf ecm gibt: klavierakkorde, die die welt verbessern, ein flötenmotiv, das man nie wieder aus dem kopf bekommt, ein sparsamer keyboard-bass und ein ungerader trademark-funk-groove von dejohnette. traumhaft produziert, ich könnte das in dauerschleife hören.

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