Antwort auf: Wolfgangs Prog/Metal/ Hard Rock Sektor

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herr-rossi
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Steven Wilson – The Future Bites

(…)
Nach dem letzten Album „To The Bone“, wo bereits eine Hinwendung zu mehr Pop und Weltmusik zu hören war, trieb er die Veränderung auf „The Future Bites“ auf die Spitze. Thematisch ist das Album hochinteressant, aber musikalisch ein Reinfall. Vollkommen beliebige elektronische Pop Musik, die mich überhaupt nicht erreicht, plätschert vor sich hin. Lediglich „Personal Shopper“ attestiere ich eine Tanzboden Tauglichkeit. Die anderen Stücke gehen von nett, egal, bis schlecht. Gegen die eine oder andere Überraschung habe ich auch nichts einzuwenden, kann ganz reizvoll sein, aber so wie Wilson sein angestammtes Terrain komplett zu verlassen und Elektro Pop zu spielen, ist für micht nicht nachvollziehbar. Wenn er meint, sich künstlerisch verwirklichen zu wollen, ist das doch okay, nur muss er sich nicht wundern, wenn seine Fans in Scharen davonlaufen.

Das war für mich jetzt der Auslöser, das Album endlich zu hören. Bin da ziemlich neutral rangegangen, bis auf die Single „Perfect Life“ vor einigen Jahren habe ich Wilson nur am Rande wahrgenommen, vor allem als interessanten Zeitgenossen und Musikenthusiasten, musikalisch ist das ja weitgehend nicht mein Terrain, auf dem er sich bewegt. Wenn er nun Pop-Territorium betritt, fühle ich mich aber doch zuständig.:)

Dass Dich das Album nicht erreicht, kann ich nachvollziehen, aber „plätschern“ und „vollkommen beliebig“? Also für mich passiert in diesen fast 40 Minuten zu viel, als dass mir solche Begriffe in den Sinn kämen. Der einzige straight forward Pop-Song ist „12 Things I Forgot“, den ich mir gut auf einem der klassischen Robbie Williams-Alben vorstellen könnte, und das meine ich nicht abwertend. Ich würde das Album weder unter „Electro“ noch unter „Dancefloor“ einordnen, auch wenn einzelne Elemente davon vorkommen. Das ist Art Pop, der ganz viele Quellen aus den 80ern und 90ern verarbeitet, die einem bekannt vorkommen, ohne dass ich es immer konkret benennen könnte. Bei „Self“ wäre es vielleicht U2s „Numb“. Wenn ich das Album im „Blindtest“ gehört hätte, hätte ich auch gesagt, dass da jemand mit Prog-Sozialisation zu Werk geht, das klingt für mich immer wieder an. Supereingängig finde ich es nicht und es klingt auch nicht besonders zeitgeistig.

Was die Chartspositionen angeht, ist das Album übrigens nicht schlechter gelaufen als die beiden Vorgänger:

https://en.wikipedia.org/wiki/Steven_Wilson_discography#Studio_albums

Steve Wilson bleibt weiterhin ein Thema ziemlich exklusiv für seine angestammte Hörerschaft, und der hat er es sich nicht leichtgemacht. Und ich glaube nicht, dass er damit wirklich neue Fans in größerer Zahl gewinnen konnte. Ich bin jetzt nicht gerade Hals über Kopf in das Album verliebt, finde es aber, wie gesagt, durchaus hörenswert und respektabel. Mein Lieblingsmoment war übrigens Elton John, mit dem hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet, aber er ist eben immer und überall, wie der Heilige Geist.:)

Mich würde ja interessieren, was Du von einer aktuellen Pop-Künstlerin hältst, die auf ihrem letzten Album komplett Metal gegangen ist, und zwar auf einschlägigem Label mit einschlägigen Begleitmusikern und, soweit ich es mitbekommen habe, durchaus von vielen Metalheads positiv und anerkennend aufgenommen. Vielleicht magst Du es mal besprechen, ich wäre gespannt darauf: I Disagree.

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