Antwort auf: Musik im Wandel der Zeit: Wie Musik sich verändert

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herr-rossi
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go1 Der Macher von Inside the Score hat ja seine eigene Definition, in Begriffen von Tonumfang, „Charakter“, Bewegung und Ausdruck, die er im nachfolgenden Video dann erklärt bzw. illustriert hat („What Makes Good Melody“). Das fand ich eigentlich ganz interessant (und „Jerusalem“, Hubert Parrys Vertonung des Gedichts von William Blake, ist wirklich ein großartiges Beispiel)

Ja, ich finde das sehr nachvollziehbar und verstehe die Leidenschaft, aber seine Beispiele, auch das aktuelle, stammen aus einem ganz anderen Bereich als dem des Pop-Songs. Es gab und gibt Pop-Songs, die all seine Kästchen abhaken, aber im Rock, Pop, Blues, Funk, Soul, Rap usw. der letzten weit über 60 Jahre lassen sich doch ohne Mühe unendlich viele Tracks benennen, denen man Charakter, Bewegung, Ausdruck und musikalisches Storytelling zuerkennen kann, ohne dass sie eine kompositorisch anspruchsvolle und den Tonumfang ausschöpfende Melodie hätten. Das ist doch alles auch kein Phänomen, das mit Lady Gaga oder Billie Eilish Einzug gehalten hätte. Man hätte doch schon bei den Rock’n’Rollern der späten 50ern vom „Tod der Melodie“ sprechen können. Ihre Hits waren höllisch eingängig und emotional mitreißend, aber hatten doch keine Melodien im obigen Sinne. Außer, sie stimmten zwischendurch mal eine Ballade oder – wie Elvis – einen Gospel an. Ich würde sogar behaupten: In musikalischen Umbruchszeiten tritt die „große“ Melodie regelmäßig in der modernen populären Musik zurück, das ist die Stunde der Shouter, der Rapper, des Stakkatos, des für Uneingeweihte einförmig, unmelodisch Klingenden, da geht es um Sound, Attitüde und Worte.

Etc. etc. – Ich denke, es wird deutlich, was ich meine … In all den Jahrzehnten ist die schöne/große/ausgereifte usw. Melodie nicht gestorben, aber dort, wo es musikalisch interessant und forward thinking wurde, war sie nie so besonders wichtig.

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