Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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motoerwolf

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Der Einsame (The Lonely Man, Henry Levin, 1957)

Ein psychologischer Western, in dem es um die Beziehung eines Vater zu seinem Sohn geht. Der Vater, Jacob Wade, hat die Familie vor langer Zeit verlassen und wurde ein Outlaw, die Mutter hat deswegen Suizid begangen und der Junge, Riley, hat deswegen entscheidende Jahre ohne eine vernünftige Erziehung verbracht. Als der Vater zurückkehrt, ist Riley auf dem Papier bereits erwachsen, jedoch noch alles andere als ein Mann. Da Jacob aufgrund seiner Vergangenheit im Orte unerwünscht ist, will er weiterziehen und seinen Sohn mitnehmen. Dieser lehnt zunächst ab, geht dann aber doch mit, um seinem Vater beständig den Tod der Mutter vorwerfen zu können. Die Beziehung wird nicht einfacher, als beide auf der Ranch von Ada ankommen, einer Frau, die offensichtlich die Lebensgefährtin Jacobs, aber in Rileys Alter ist. Jacob und Ada versuchen alles, sich eine Zukunft als Pferdezüchter aufzubauen und gleichzeitig Riley aus seiner kindischen Halsstarrigkeit herauszubekommen. Zusätzlich zu den familieninternen Problemen gibt es noch Ärger mit ehemaligen Kumpanen des Vaters, die Leib und Leben der Familie bedrohen. Da Jacob gesundheitlich angeschlagen ist, muss Riley nun endlich erwachsen werden und die Stelle seines Vaters einnehmen. Mit Jack Palance als Jacob und Anthony Perkins als Riley ist der Film prominent besetzt, und beide liefern ein überzeugendes Spiel ab. Dazu kommen trotz der Betonung der psychologischen Elemente ein paar schöne Actionszenen, so dass ich dem Film 7,5/10 Punkten gebe.

 

Schnelle Colts für Jeannie Lee (Sfida a Rio Bravo, Tulio Demicheli, 1964)

Jeannie Lee engagiert Wyatt Earp, den legendären Sheriff, um ihrer Freundin Clementine zu helfen, deren Silbermine immer wieder Ziel von Banditen wird. Diese handeln im Auftrag von Williams, der die Mine übernehmen will. Der örtliche Sheriff, Leo Wynn, ist ein frustrierter Säufer (schließlich spielt der Film in Rio Bravo :-) ), berappelt sich aber um Earp beizustehen. Der Anführer der Banditen ist Pancho Bogan, der aber im Prinzip das Herz am rechten Fleck hat und der eine eigenartig respektvolle Beziehung zu Earp aufbaut. Obwohl ich nur die gekürzte deutsche Version des Films gesehen habe, empfand ich ihn als etwas zu lang. Er ist darüber hinaus auch wenig originell, doch für Genrefreunde immer noch genießbar, ganz besonders wegen der Darstellung des ehrenwerten Schurken Bogan. 5,5/10 Punkten von mir dafür.

 

Die Stadt der toten Seelen a.k.a Die Vier Gesetzlosen (Rage at Dawn, Tim Whelan, 1955)

Der letzte Film der Nat Holt Productions, und endlich wird nicht mehr in Cinecolor gedreht sondern im schönen Technicolor.  Randolph Scott spielt hier den Detektiv James Barlow, der die Bande der Reno-Brüder unterwandert und diese sowie die mit ihnen zusammenarbeitenden Honoratioren der Stadt dingfest macht. Der Film orientiert sich an den realen historischen Ereignissen um die Reno-Bande, die den ersten Eisenbahnüberfall in den USA verübten und dafür letztlich gelyncht wurden. Das Thema Selbstjustiz und Lynchen zieht sich durch den ganzen Film, es wird den Renos mehrfach von ihrer Schwester und dem nicht kriminellen Bruder Clint prophezeit. Barlow versucht vergeblich, die besorgten Bürger von ihrem Vorhaben abzubringen und reagiert entsetzt auf das Hängen. Rechtlosigkeit wird im Film auch an anderer Stelle und in anderem Zusammenhang angesprochen, in einer kleinen Szene, in der zwei Frauen sich darüber unterhalten, dass sie kein Wahlrecht haben, daher an den Verhältnissen in der Stadt unschuldig sind und das diese Verhältnisse anders und besser wären, wenn Frauen wählen dürften. Damit ist Die Stadt der toten Seelen ein deutlich ernsterer Film als die anderen von Nat Holt produzierten, die letztlich reine Abenteuerfilme darstellen. Gut inszeniert ist er auch, wie gesagt endlich auch in Technicolor, daher gebe ich hier auch 7,5/10 Punkten.

 

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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame