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Zum heutigen Todestag von Clara Schumann ein langer Text von Susanne Wosnitzka über ihre Auftritte in Augsburg und München (und ein bisschen was zu Liszt gibt es da auch noch), der auf ausführlichen Recherchen in Zeitungsarchiven beruht:
„Vielleicht ließe sich in der Zeit zwischen dem 12–17, oder dem 19 eine Soiree in Augsburg veranstalten? dort brauche ich nichts als zwei Gesangsnummern, keine Instrumentalbegleitung, wenigstens nicht das erste mal. Wie ist der Billetpreis bei Euch? ich wünsche den höchsten natürlich, der in München gebräuchlich. Billete bringe ich selbst mit. [Empfehlungs]Briefe an den [königlichen] Hof bringe ich wohl nicht mit, da ich mich nie um Solche bemühe – ich halte das für unwichtig – die Hauptsache ist erst einmal, daß ich gut spiele, gefalle ich, so kommen die Herrschaften dann von selbst, und kommen sie nicht, so gräme ich mich auch nicht, denn ich mache mir gar nichts daraus solchen Leuten, die nichts verstehen, vorzuspielen, im Gegentheil, ich scheue es. […] So leb denn wohl – ich grüße Euch, vor Allem Dich herzlich. Deine Clara.“
(Clara Schumann an Emilie List, Leipzig, 2. Januar 1858, abgedruckt in: Eugen Wendler 1996, S. 199.)[…]
„Frau Clara Schumann spielte vorgestern im großen Saale der goldenen Traube vor einem zahlreichen Publikum, welches durch die hervorragenden Leistungen dieser Künstlerin zur lebhaftesten Begeisterung hingerissen wurde. Frau Schumann spielte auf einem Flügel von Hrn. [Christian] Then, und entlockte diesem Instrumente die süßesten Töne. Das Spiel der Frau Schumann ist ein begeisterter Gesang, dessen Glut aus jeder Note leuchtet, hell und klar. Ihre Noten perlen, ohne daß eine die andere beeinträchtigt. Zwischen den Pieçen der Frau Schumann erfreuten uns die Herren [Karl] Kammerlander, Niggl, Weber, Weinmaier und Hofstetter durch mehrstimmige Lieder, welche sehr beifällig aufgenommen wurden.“[23]
(Vgl. Augsburger Tagblatt, No. 312. Freitag 13. November 1857, S. 2498. Die genannten Künstler waren Mitglieder u. a. des Ensembles des Augsburger Stadttheaters.)[…]
Nur drei Tage nach ihrem Konzert in der Goldenen Traube spielte Clara am 14. November 1857 in München im großen Saal des Odeons, worüber Renate Hofmann diesen Brief von Clara an ihren Halbbruder Woldemar Bargiel (1828–1897) zitiert:
„Es ist mir überall vortrefflich gegangen, d. h. ich habe mit dem größten Beifall gespielt, Geld jedoch noch nicht viel verdient… Ich habe gestern im Odeon Concert gegeben es war sehr besucht, heute höre ich aber, daß, trotzdem die Kosten dennoch sich auf 20 Louisdor belaufen. München ist übrigens in musikalischer Hinsicht noch sehr in der Kindheit – daß ein Künstler hier mehr als ein Concert gibt, scheint fast zu den Unmöglichkeiten zu gehören. Trotzdem ich wahrhaft enthusiastischen Beifall hatte gestern, so wird heute doch großer Rath gehalten, ob wohl noch Eines zu riskiren sei! – Ich bleibe jedoch jedenfalls diese Woche noch hier…auch meinen Freundinnen zulieb, die Alles mir an den Augen absehen.“
(Vgl. Eugen Wendler (Hg.): „Das Band der ewigen Liebe“. Clara Schumann: Briefwechsel mit Emilie und Elise List. Stuttgart–Weimar (Metzler) 1996, S. 6.)
https://susanne-wosnitzka.de/clara-schumann-hat-null-bock
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