Antwort auf: Die letzte Serie, die ich gesehen habe….

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krautathaus

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soulpope

krautathausStartup – Staffel 1 und 2 – Ep 1 – 4 Ab etwa Mitte der ersten Staffel war ich überzeugt. Sie dreht sich um ein Trio aus Programmierin, Banker und schwarzen Gangführer und Drogendealer, die juristisch blauäugig ein Startup Unternehmen in Miami aufbauen, um mit einer neuen sicheren Kryptowährung gerade Menschen in armen Verhältnissen und Verbrechern von der Last von Kreditgebern und Banken zu befreien. Das besondere an der Serie ist allerdings, das nicht nur die Geschichte mehrmals einen unerwarteten Verlauf nimmt, sondern sich auch stilistisch nicht nehmen läßt, unerwartete Gewalt eskalieren zu lassen, ungewöhnlich lang die Kamera auf einer Sexszene zu halten oder auch ungewöhnlich lange kontemplative Momente auskostet. Das kommt zwar sehr selten vor, aber hier kommt die vierte wichtige Figur, der FBI Mitarbeiter (Martin Freeman), selbst Dreck am Stecken, der versucht illegale Kohle privat nachzuspüren. Bis zu Ende der Stafffel 1, fand ich es vor allem toll, daß diese wirklich gut ausgedachten Hauptakteure sich nicht moralischen Grundsätzen stellen und bessern. Nein sie bleiben bei ihrem jeweiligen Traum, auf illegale Weise die Technik zu nutzen um zumindest bei ihren Geschäften nicht noch mehr in die übliche Gewaltspirale zu geraten.

Auch hier Dank für den Hinweis, ist offenbar Teil (m)eines Prime Abo ….

Gerne und mach das, weil…

Startup Staffel 2 – Ep 5 & 6

…mit das Beste is was ich bisher an Serienfolgen gesehen habe. Nicht weniger beeindruckend, wenn auch weniger cinematisch als z.B. Breaking Bad, gehen hier die Konsequenzen die auch wieder teils überraschend kommen, sehr nahe…die Szene in der Ronald (Edi Gathegi) seine Frau mit einer brutalen Entscheidung konfrontiert, geht extrem unter die Haut und er spricht über die Frau die er liebt aber auch die harte Wahrheit aus. Hier wird nichts beschönt, die beiden Darsteller sollten mit Preisen überschüttet werden. Gathegi ist ein unglaublich guter Schauspeiler, Ronald eine komplexe aber für mich als Zuschauer sehr nachvollziehbare Figur, auch wenn er nicht um Sypathien buhlt. Der ganze Strang um die schwarze Gang um Ronald ist für mich sogar das Highlight der Serie. Er selbst wahrlich kein Abziehbild eines Gangsters, sondern ein intelligenter Stratege, der eigentlich nur seine Hood beschützen will, und einen Ausweg aus dem immer gleichen gewalttätigen Dilemma sucht. Und dafür widerum u.a. von seinen eigenen Leuten enttäuscht wird, die einen „entschlossenen Führer“ erwarten.

Und das ist nur ein Aspekt der beiden Folgen. Auch Izzy muß Konsequenzen erleiden, bis auf’s Äußerste zu gehen, um ihren Konkurrenten zu bestehlen. Bis Mitte der ersten Staffel trägt ja noch der etwas süffisante Ton und Humor, aber inzwischen ist das Trio in der brutalen Wirklichkeit angekommen, so auch der Zuschauer.

FBI-Mann Phil Rask (Martin Freeman) taucht eher periodisch auf, und man fragt sich manchmal wo er bleibt. Wenn er dann ins Spiel kommt, wird es auch wieder interessant, weil er für keine Seite wirklich berechenbar ist. Auch er ist eine sehr fein geschriebene Persönlichkeit, dem sich sein eigenes Dilemma bewußt ist, aber vom Treibenden zum Getriebenen wird.

 

 

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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko