Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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vorgarten

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MESSAGE FROM HOME, 1995 von laswell produziert und an verve verkauft (?). ein exklusiv-vertrag ergibt sich nicht für sanders, obwohl es gespräche gab – aber dann wechselte das personal und irgendjemand behauptete, sanders würde nicht mit weißen musikern arbeiten wollen, was ihn tief trifft und zum rückzug bewegt (so erzählt er das). wie das bei verve damals lief, weiß ich nicht, aber natürlich passt sanders nicht zu allards programm der wiederentdeckten meister*innen, die man als veritable puristische alternativen zu den jungen anzugträgern auf den markt schickt.

tolles album, das ich heute besser hören kann als damals, wo ich im wesentlichen klangschalen, african dance night und anderen ethnokitsch heraushört habe. was ich aber damals schon toll fand: die unglaublichen grooves von hamid drake und charnett moffett, die schönerweise sehr präsent sind. toll auch der opener, „our roots“, ein älterer live-gassenhauer von sanders, der hier in ein zirkulierendes schichtwerk überführt wird, mit lauter kurzen soli, die rein- und rausgehen, während das ganze ding mehr und mehr abhebt und durch drakes meister-breaks richtung bekommt.

heute höre ich die vielen details, die elektronische verlängerung der klangschalen, die funkverzahnte kora, die unterschiedlichen orte, die die stimmen im gefüge erhalten (bass in space, das sax als windzug). schön finde ich, wie laswell und sanders ihre panafrikanische vision aus dem staub von essaouira hier direkt in new yorkerischen groove überführen und dabei sanders theresa-phase aktualisieren. und es entsteht auch noch raum für einen inspirierten william henderson, der nicht einfach durch einen hipperen pianisten ausgetauscht wird, sondern für die sanderssche kontinuität seit den 1968 steht. (und michael white tritt auch noch auf.)

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