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Ich biege auf die Zielgerade der Morgan/Shorter-Messengers ein … die drei Alben, die 1961 aufgenommen wurden, erschienen erst 1964, 1967 bzw. 1970 (und 1966 noch „Like Someone in Love“) – da nahm Blue Note schlicht viel zu viel auf, aber ausser „Africaine“ kam damals alles heraus. Die Erscheinungsjahre sind umgekehrt zur Aufnahmechronologie, wobei die Sessions sich ein wenig vermischen und auch noch die Japan-LP „Pisces“ reinspeilt.
Auf „Roots and Herbs“ gibt es sechs Stücke von Wayne Shorter, die am 12. und 18. Februar sowie am 27. Mai aufgenommen wurden. Das Album selbst bzw. fünf seiner Stücke entstand am 18. Februar: „Ping Pong“, der tolle Opener (Lee Morgan zitiert die „Rhapsody in Blue“), das folgende Titelstück und die drei von Seite B: „United“, „Look at the Birdie“ und „Master Mind“. Der Closer der ersten Seite, „The Back Sliders“, ist eins der Mai-Stücke, und davon gibt es dann auch gleich noch einen Alternate Take. Es folgen „alternate versions“ von „Ping Pong“ und „United“, nämlich die vom 12. Februar. Vor allem im Fall von „United“ ist die Version wirklich „alternate“, denn auf dem Master sitzt noch ein letztes mal Walter Davis Jr. am Klavier, und das tut er auch auf dem Titeltrack. Und wegen umgekehrt chronologisch: die LP erschien 1970.
Am 14. März gingen die Messengers schon wieder zu Van Gelder, dieses Mal mit zwei Morgan-Tracks zum Auftakt, dem Titelstück (inkl. Alternate Take) und der damals veröffentlichten Version von „Afrique“. Seite 1 endet mit Shorters „Those Who Sit and Wait“, auf Seite 2 geht es mit Timmons‘ „A Little Busy“ los, es folgt „Joelle“ von Shorter und zum Ausklang eine Fremdkomposition, „Lost and Found“ von Clifford Jordan. Erschienen ist das Album 1967 (BLP 4258, „Like Someone in Love“ war BLP 4245 und erschien ev. schon 1966).
Das dritte und letzte der Alben, „The Freedom Rider“, ist dann wieder eins meiner liebsten aus Blakeys Diskographie, was viel mit dem Material zu tun hat. Auf Seite A öffnet mit Shorters „Tell It Like It Is“, gefolgt von Blakeys Titelstück, Seite B öffnet mit „El Toro“ von Shorter, gefolgt vom catchy „Petit Larceny“ und „Blue Lace“, beide von Lee Morgan. Dann folgen noch drei Bonustracks, die die Hälfte der Japan-LP „Pisces“ ausmachten: Lee Morgans „Uptight“ und „Pisces“ sowie „Blue Ching“ von Kenny Dorham. Die letzten beiden stammen vom 12. Februar, „Petit Larceny“ vom 18. Februar, alle anderen Stücke des Albums und „Uptight“ stammen von der letzten Session dieser Band am 27. Mai 1961. Die LP kam 1964 heraus, was nicht weiter verwunderlich ist, denn bereits im Oktober und November nahm Blue Note zwei tolle Alben mit dem neuen Sextett-Line-Up (Freddie Hubbard, Curtis Fuller, Shorter, Cedar Walton, Merritt) auf, und brachte „Mosaic“ wohl bereits 1961 heraus (Discogs). 1962/63 nahm Blakey nicht für Blue Note auf – es entstanden die drei Riverside-Alben des Sextett, die Live-Aufnahmen für United Artists („Three Blind Mice“) und „Selections from ‚Golden Boy'“ mit erweiterter Besetzung (Colpix), Reggie Workman übernahm am Bass, und erst im Februar 1964 waren die Messengers zurück bei Blue Note, dafür mit einem Knall: „Free for All“.
Um das Kapitel der 1960/61er-Messengers abzuschliessen: „Pisces“ bestand zum grossen Teil aus Aufnahmen der 1961er-Sessions: neben den drei schon erwähnten Stücken sind die „alternate versions“ von „United“ und „Ping Pong“ (vgl. „Roots and Herbs“-CD) drauf, sowie „It’s a Long Way Down“, der Bonustrack von der Session zu „Indestructible“, dem letzten Sextett-Kapitel, für das Lee Morgan seinen Nachfolger an der Trompeter ersetzte (auch das ein Album, das ich enorm gerne mag, aber auch erst durch das RVG-Reissue kennenlernte).
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