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Fünf Monate nach „The Big Beat“ gingen die Messengers im Abstand von einer Woche im August 1960 zweimal ins Studio und nahmen Material auf, das auf zwei LPs erschien, ein Bonustrack ist auch noch dabei (der Standard „When Your Love Has Gone“ am Ende von „A Night in Tunisia“). Die zweite Hälfte erschien erst 1966 auf „Like Someone in Love“ (ein wunderbares Cover, noch von Reid Miles – Discogs sagt 1967, auf der RVG-CD steht 1966). Meine 80er-CD von „Tunisia“ sieht übrigens wie oben aus, also das Beige ausgeweisst und der orange Trapez unten rechts, in dem bei der LP die Katalognummer und das BN-Logo erschienen entfernt … der elfminütige Titeltrack „A Night in Tunisia“ ist natürlich eine Ansage: das war Dizzy Gillespies grosse Nummer in den mittleren Fünfzigern, doch als er den jungen Lee Morgan in seine Band aufnahm, kriegte dieser das Break und das erste Solo. Hier ist Shorter zur Stelle, es geht ja nicht, drei oder vier Jahre später immer noch dieselbe Version zu spielen. Und klar, Blakey allein hat die Wucht einer halben Big Band … aber darum geht es gar nicht, micht dünkt eben auch durchaus, um die Bemerkung von @vorgarten aufzugreifen (oder auch nicht), dass Shorter auch hier seinen Platz findet, dass seinen Soli immer wieder ein grosser Zauber innewohnt, ein Moment der Überraschung. Vielleicht ist er hier quasi der introvertierte Hipster neben dem ziemlich extrovertierten Morgan? Ich hatte dieses Messengers-Line-Up übrigens auch recht lange verschmäht bzw. die Alben einfach nicht gekauft („Like Someone in Love“ kam eh erst 2005 in der RVG Edition wieder heraus, „Meet You at the Jazz Corner off the World“ schon 2002, aber auch „The Freedom Rider“, „Roots & Herbs“ und „The Witch Doctor“ erst 1998/99 – da hatte ich die Alben der Hubbard/Fuller/Shorter-Ausgabe alle schon, inkl. die zwei „Three Blind Mice“-CDs, die ja ursprünglich nicht für BN entstanden und in der Umfrage auch nicht mitspielen dürfen, obwohl es da noch „Live Messengers“ gab, eine Doppel-LP in der BNLA-Serie, die ich damals auch mal leihweise im Haus hatte).
Das Material auf „Tunisia“ ist mal wieder etwas gleichmässiger verteilt: nach dem Opener von Gillespie gibt es Shorters „Sincerely Diana“ (inkl. Alt Take), dann Timmons‘ „So Tired“ und zwei Stücke von Morgan, „Yama“ und „Kozo’s Waltz“, bevor die CD mit dem erwähnten „When Your Lover Has Gone“ schliesst (das soweit ich sehe erstmals in der Mosaic-Box mit den BN-Aufnahmen der Morgan/Shorter-Messengers erschien). Auf „Like Someone in Love“ geht es ebenfalls mit dem Titelstück los, gefolgt von Morgans „Johnny’s Blue“. Die zweite Hälfte der LP gehört dann Shorter mit „Noise in the Attic“, „Sleeping Dancer Sleep On“ (inkl. Alt Take) und „Giantis“.
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