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krautathausGenau das von der simplen Akkordfolge dachte ich mir auch. Was man durch Mary Spenders Cover nochmal gut hören kann, dass der Teufel im Detail der Melodieführung liegt. Da gleicht kein Vers dem anderen, jeder Chorus wird etwas anders gesungen. Kann mir schon vorstellen, dass die zwei Geschwister da lange beieinander saßen und manche Tonfolge lange diskutiert wurde.
Die beiden sind schon sehr reflektiert in ihren musikalischen Entscheidungen. Ein Album mit einem so leisen Song anzukündigen, ist ein Statement. Und ebenso, den Song mit einem instrumentalen Intro einzuleiten, das exakt 30 Sekunden lang ist. Es ist ja viel darüber gesprochen worden, dass Streaming die Intros „getötet“ habe, da der Hörer sofort gepackt werden und über die 30-Sekunden-Marke getragen werden muss. Diese Regel zu brechen ist schon ein – subtiler – Power Move. Der Song ist mit 4 Minuten für eine aktuelle Mainstream-Produktion auch ungewöhnlich lang, und es werden gegen Ende noch nicht mal alle Register gezogen, die versierte Musiker ziehen könnten. Die beiden können sich darauf verlassen, dass ein Song von ihnen gehört werden wird, und hier geht es eben um die sehr persönliche Geschichte, die erzählt wird. Der Song endete auch mit einem ebenfalls leisen, aber eindringlichen Effekt, einem kurzen Aufseufzen, als würde ihr nun doch die Luft abgeschnürt. Mary Spender hat das nicht wiederholt (sicher eine ebenfalls bewusste Entscheidung), sie blendet den Song aus.
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