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jimmydean
wahr
jimmydeangut, aber die meisten songs auf „murder ballads“ sind ja gar nicht von cave… und so songs wie „hard on for love“, da tue ich mir schwer den humor zu erkennen…
mordballaden sind vielleicht auch eher selten gute sujets für humor. dass cave sich von murder ballads angezogen fühlt ist verständlich (ich habe den oben verlinkten artikel nicht gelesen). es sind bestürzende, oft verstörende geschichten mit allegorischem potenzial. sie sind auch gute rahmen, die von allen möglichen perspektiven aus erzählt werden können. mal aus sicht des täters, des opfers oder als moralisches gleichnis von einem beobachter aus erzählt. dazu sind sie so tief in die kulturgeschichte amerikas eingegraben, dass kaum ein amerikanischer künstler, der sich mit schuld, liebe und tod auseinandersetzt, nicht irgendwann einmal von ihnen berührt wird. selbst wenn der amerikaner aus australien stammt. zudem tragen murder ballads eine nicht zu vernachlässigende romantische komponente in sich. der mord an der über alles geliebten frau ist auch ein sinnbild dessen, sie in ihrer augenblicklichen schönheit zu konservieren, sie also nicht altern zu lassen. daher auch oft der tod durch ertränken by the river und das bild des ätherisch und blass schimmernden körpers der getöteten liebe, die ruhig und in ewigkeit im wasser in ihrer schönheit verweilt. dazu passen viele gefühle, wie wut, trauer, verzweiflung, liebe, eifersucht, sehnsucht und angst. aber humor eben eher nicht. dabei fällt mir ein, dass cave auch großartige ernste coverversionen von helpless und let it be aufgenommen hat, die zu den originalen noch andere stimmungen hinzuaddieren (zumindest bei let it be empfinde ich das ganz stark) und im fall von let it be hat er das original damit auch übertroffen. vielleicht ist mein cave-kapitel ja doch noch nicht abgeschlossen.
na ja, ist alles ziemlich relativ… wenn „hard on for love“ von den stranglers veröffentlich worden wäre, hätten sich sicher viele leute aufgeregt, was denn das schon wieder für sexistische texte sind… bei nick cave wird dann halt immer gesagt: ach wie genial, wenn es in der bibel auch schon so stand…
Cave ist aber schon ein herausragender Texter und schade, dass sich zu wenige Spießer darüber aufregen. Von solchen Diskussionen lebt doch die Kunst. Wäre genial wenn ein Cave Text ähnliche kritische Diskussionen hervorrufen würde wie bei Phillip Roth. Aber die Gesellschaft ist schon zu versaut und Cave keine Jude.
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Ich kannte John Prine nicht... aber er kannte mich auf jeden Fall.