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Habe A Passion Play jetzt mal 2x gehört. Ein paar Details daraus kamen mir dann auch von früher wieder bekannt vor („There was a rush along the Fulham Road“). Die Saxofon-Stellen – die Anderson ja später etwas bereut hat – finde ich gelungen, jedenfalls für mich ein echter Gewinn, dass das Markenzeichenflöten hier, äh, zurückgepfiffen worden ist. Überhaupt ist die erste Seite bis zum Auftreten des Hasen im völlig überpronouncierten Comedy-Track gut und spannend zu hören. Critique Oblique gefällt mir auch gut, weil es einen gewissen Zug hat, trotz der unterschiedlichen Parts, die es enthält. Ich finde, die Band hätte bestimmte Ideen noch weiter ausspielen können, z.B. den wundervollen Anfang von Forest Dance #1 mit dem Zusammenspiel von Herzschlag, Akustikgitarre und Synthie. Das ist eine ungeheuer gelungene Stelle, die aber leider nur anderthalb Minuten geht, bis dann der blöde Hase alles wieder zerstört. Immerhin geht es bei Forest Dance #2 wieder wundersam weiter, leider wieder nur eine kurze Minute. Von Forest Dance würde ich mir eine längere, zusammenhängende Version wünschen. Vielleicht gibt es sie ja, dann bitte her damit. Danach habe ich das Gefühl, die Musik wird etwas ermüdend vollgespielt, die Kompositionen werden virtuos aufgeführt, mir fehlt da aber teilweise etwas der emotionale Bezug der Spieler zu dem, was sie spielen. Manchmal in den übergangslos wechselnden Parts ist schon ein bisschen demonstratives craftmanship dabei. Empfinde ich aber längst nicht so stark, wie noch vor ein paar Jahrezehnten. Es gibt immer noch schöne Stellen zwischendurch. So schlecht, wie es bei einigen Hörern ankommt, finde ich es bei Weitem nicht. Insofern habe ich A Passion Play mit Gewinn gehört. Und mir wurde dabei auch wieder klar, dass es – neben der Entwicklung meiner anderen musikalischen Präferenzen – das Flötenspiel von Anderson war, das ich irgendwann so leid hatte, dass ich das Interesse an der Band verlor.