Antwort auf: Ich höre gerade … Blues!

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zoji

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Beiträge: 7,283

mr-blue

Hallo zoji,
erst einmal „Schöne Ostern noch“ an Dich.
Um gleich Deine Frage zu beantworten : Es hat für mich einen hohen Stellenwert. Dieses letzte Album von ihm, das eigentlich viel mehr ist als nur eine Album, es ist ein abschließendes Statement von John Campbell – so empfinde ich es jedenfalls – ist für mich nahe dran am Meisterwerk.
Düster und dunkel, und ja ich denke schon, man hört eine Todesahnung, vielleicht sogar Todessehnsucht heraus. Er wußte sicherlich Bescheid um seinen gesundheitlichen Zustand zu jener Zeit und dass er wohl nicht mehr lange leben würde und das ist alles irgendwie in dieses Album mit eingeflossen. Allein der letzte Song „Wolf among the Lambs“ ist allein schon das ganze Album wert und sagt sowohl musikalisch als auch textlich eigentlich alles.
Als das Album gemacht und veröffentlicht wurde, kannte ich John Campbell noch gar nicht. Ich bin dann mit ihm auch erstmals mit seinem, wie Du richtig schriebst, „ziemlich konventionellen Werk „A Man and his Blues“ in Berührung gekommen. Das war so Mitte – Ende der 90iger. Ich hatte dann irgendwann in jener Zeit irgendwo was über ihn gelesen und dass er gar nicht mehr lebte und ich weiß auch nicht warum, aber ich habe mir dann recht schnell auch seine 2 weiteren Bluesalben besorgt. Und „Howlin Mercy “ hat mich sofort fasziniert und in seinen Bann gezogen. Und das ist bis heute so geblieben.

Yep, frohe Ostern @mr-blue, im Rahmen diesjähriger Möglichkeiten, und danke für Deine Eindrücke

Von seinen gesundheitlichen Problemen habe ich erst viel später erfahren und mir ist bis heute nicht klar, wie genau die im Zusammenhang mit seinem Tod stehen. Für mich kam das, wenige Monate nach dem Konzert, sehr überraschend.

Ich glaube, ich sah ihn zuerst live, bevor ich das Album hörte. Und das war tatsächlich schon eine todernste Angelegenheit. Ein Typ, der zu ziemlichen groovigen Sounds die ganze Zeit auf seinem Stuhl saß, es gab praktisch keine Kommunikation mit Publikum oder Band, erst recht keine humorigen Einschübe – so etwas kannte ich bis dahin nicht. Was ich aber vor allem nicht vergessen habe war sein Blick. Ich stand am Bühnenrand, direkt zu seinen Füßen, er hat mir mehrmals direkt in die Augen geblickt – und der Blick sah ungefähr so aus wie auf dem Cover von One Believer, vielleicht noch etwas verächtlicher, bohrend und kalt. Dem mitgeschleppten Kumpel gefiel das Konzert überhaupt nicht, weil er Campbell unsympathisch fand. Natürlich weiß ich nicht, inwiefern ich das überinterpretiert habe. Aber ich hätte mich mit ihm ungerne angelegt, genauso wenig wäre ich allerdings scharf drauf gewesen, mit ihm etwas trinken zu gehen. Im Zusammenhang mit seinem Tod las ich noch, dass die Angels ihm letztes Geleit gegeben hätten – was ihn mir nicht unbedingt näher bringt. Aber Allmächtiger, die Musik, routiniert, gelangweilt, nachlässig war da gar nichts, es war jede Minute klar, dass da ein Unbeugsamer etwas zu sagen hat. Insofern nicht mein bestes, aber ein unvergessliches Konzert und ja, Howlin Mercy transportiert dieses Feeling perfekt.

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Und lieg´ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Guitahre, und gebt sie mir mit in mein Grab (Der rührselige Cowboy, D. Duck)