Antwort auf: Ich höre gerade … Blues!

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zoji

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Beiträge: 7,283

friedrich

Danke für Deine Reaktion!
Ich kenne ja nur die genannten zwei Alben von Otis Taylor. Aber auch da meine ich schon rauszuhören, dass Otis Taylor auf ein ganz breites Spektrum von Americana zugreift, das eben nicht nur Blues umfasst. Selbst im Blues geht es bei ihm vom akustischen Country Blues (oder so) bis zum Electric Blues und in verschiedene Richtungen darüber hinaus. Er spielt akustische und elektrische Gitarre, Banjo und Harmonika, singt und holt sich auch mal eine Violinistin oder einen Trompeter mit dazu. Wenn ich es etwas platt ausdrücken wollte: Das ist sehr eklektizistisch und postmodern. Aber er wirkt dabei immer authentisch. Damit ergeben sich viele Anknüpfungspunkte und damit kann er ein breit gestreutes – wenn vllt auch nicht zahlenmäßig großes – Publikum erreichen. Mich eingeschlossen.
Meine Vergleiche mit John Lee Hooker (wg. des stoischen grooves und der Brummbärstimme), Gil Scott Heron (wg. der social conciousness) und Bill Frisell (wg. der Gitarre und der Americana – und der auch mit Ron Miles zusammenspielt) sind rein assoziativ und spielen sich in meinem geistigen Ohr ab. Ob und wie und wo es da reale Verbindungen in die eine oder andere Richtung und / oder eher Parallelen gibt, ist eine andere Sache.
Ich höre Ähnlichkeiten bei z.B. dem Soundtrack zu THE HOT SPOT (Mit Hooker, Taj Mahl und Miles Davis) oder Bill Frisells FLORATONE Projekt (mit u.a. Viola und Ron Miles mit dem Kornett).

My Pleasure!

Bezogen auf Blues sind die Vokabeln „eklektizistisch“ und „postmodern“ wahrscheinlich seit Jahrzehnten nicht gefallen. ;-) Gefällt mir, wenn er Hörer auf diese Spur führen kann.

Frisell kenne ich nur vom Namen her, kann anhand Deines Links die Assoziation aber gut nachvollziehen. Zu The Hot Spot sowieso, ja. Hooker war für mich auch ein Meister so eines spookigen, geisterhaften Slow Blues, und das finde ich atmosphärisch bei Taylor tatsächlich auch sehr häufig wieder (er spricht glaube ich selbst von Trance Blues). In diesem Sinne könnte man vielleicht auch eine Linie zu Skip James ziehen, die aber eventuell nicht so offensichtlich ist, weil Taylor nicht falsettet.

Es gibt im übrigen keinen anderen Musiker, der meine Sinne so sehr für ein von mir lange Zeit eher beargwöhntes Instrument geöffnet hat. Das Banjo habe ich meist als etwas komisch klingende Gitarren-Vorstufe wahrgenommen, in Verbindung gebracht vor allem mit der Hillbilly-Band der Muppets und dank Burt Reynolds mit Inzucht. Von Taylor gibt es ein Album, Recapturing The Banjo, das er als Initiator, wenn ich mich recht erinnere, und Erster unter Gleichen mit anderen populären Country-Blues-Erneuerern eingespielt hat. Hat bei mir jetzt nicht zu einem Banjo-Boom geführt, aber ich höre es mittlerweile ganz anders, als willkommene Erweiterung der Farbpalette.

Solltest Du bei ihm noch einmal nachlegen und Lust haben hier zu schreiben, würde mich sehr interessieren, ob weitere Alben bei Dir ähnlich gut ankamen.

zuletzt geändert von zoji

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Und lieg´ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Guitahre, und gebt sie mir mit in mein Grab (Der rührselige Cowboy, D. Duck)