Antwort auf: Ich höre gerade … Blues!

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friedrich

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@zojiDann freut es mich umso mehr, dass Du über ihn gestolpert bist. Ich kann gar nicht benennen, was es genau ist, habe aber das Gefühl, dass es ihm gelingt, dem ausformulierten Idiom des Blues unerwartet noch einmal etwas ganz eigenes hinzuzufügen. Bei ihm versagt auch ein bisschen mein Bezugssystem, ich denke bei ihm nie „hört sich so ähnlich an wie …“. Interessant ist für mich auch, dass er es schafft, eine Hörerschaft zu erreichen, die mit Blues vielleicht nicht so viel zu schaffen hat. Ein Bekannter von mir hasst Blues, aber Taylor findet er sehr stark (naja, empirisch ist das zugegeben nicht). Ron Miles sagt mir als Gelegenheits-Jazz-Hörer jetzt wieder nichts, aber Taylor holt sich wohl öfter Musiker aus anderen Zusammenhängen ins Studio. (…) Ohne bereits alles von ihm zu kennen wären meine Favoriten Respect The Dead und White African. (…)

Danke für Deine Reaktion!

Ich kenne ja nur die genannten zwei Alben von Otis Taylor. Aber auch da meine ich schon rauszuhören, dass Otis Taylor auf ein ganz breites Spektrum von Americana zugreift, das eben nicht nur Blues umfasst. Selbst im Blues geht es bei ihm vom akustischen Country Blues (oder so) bis zum Electric Blues und in verschiedene Richtungen darüber hinaus. Er spielt akustische und elektrische Gitarre, Banjo und Harmonika, singt und holt sich auch mal eine Violinistin oder einen Trompeter mit dazu. Wenn ich es etwas platt ausdrücken wollte: Das ist sehr eklektizistisch und postmodern. Aber er wirkt dabei immer authentisch. Damit ergeben sich viele Anknüpfungspunkte und damit kann er ein breit gestreutes – wenn vllt auch nicht zahlenmäßig großes – Publikum erreichen. Mich eingeschlossen.

Meine Vergleiche mit John Lee Hooker (wg. des stoischen grooves und der Brummbärstimme), Gil Scott Heron (wg. der social conciousness) und Bill Frisell (wg. der Gitarre und der Americana – und der auch mit Ron Miles zusammenspielt) sind rein assoziativ und spielen sich in meinem geistigen Ohr ab. Ob und wie und wo es da reale Verbindungen in die eine oder andere Richtung und / oder eher Parallelen gibt, ist eine andere Sache.

Ich höre Ähnlichkeiten bei z.B. dem Soundtrack zu THE HOT SPOT (Mit Hooker, Taj Mahl und Miles Davis) oder Bill Frisells FLORATONE Projekt (mit u.a. Viola und Ron Miles mit dem Kornett).

Heute abend gehört:

Otis Taylor – Hey Joe Opus: Red Meat (2015)

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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)