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Die Entdeckung des Nordpols: eine aviatische fantasie Reise über das nördliche Eismeer zum Nordpol (À la conquête du pôle, Georges Méliès, 1912)
Méliès ist eine der großen Figuren der Filmgeschichte, hat er doch quasi das erzählerische Kino erfunden und darüber hinaus viele SFX beschaffen, die teils bis heute verwendet werden. Mit Hugo Cabret ist er IMHO noch lange nicht ausreichend gewürdigt worden.
Hier wird nun eine „wissenschaftliche“ Expedition zum Nordpol gezeigt, die in ein regelrechtes Wettrennen zum Pol ausartet. Die Helden des Films, internationale Forscher um Professor Klaps (im Original Maboul) reisen dabei mittels selbst entworfenem Aero-Bus und machen mit diesem sogar einen Abstecher in den Weltraum zu Planeten und Sternen. Am Pol angelangt müssen sie die Kälte, einen Schneeriesen und einen Unfall bewältigen, bevor sie triumphal nach Paris zurückkehren.
Ein paar Szenen erinnern an Le Voyage dans la Lune (Die Reise zum Mond) von 1902, doch das tut dem Charme keinen Abbruch. Heldenreise bleibt halt Heldenreise.
Auch hier könnte man wieder über den immanenten Rassismus und Sexismus diskutieren, denn es wird sich über so einiges lustig gemacht. Suffragetten zum Beispiel werden karikiert, sie fordern den Pol für Frauen und versuchen, durch Zwang an der Expedition teilzunehmen, und der mitreisende Chinese heißt natürlich Tsching Tschong. Doch hier möchte ich Méliès, im Gegensatz zu Griffith, in Schutz nehmen, Denn er veralbert auch seine Landsleute (Maboul heißt durchgeknallt, verrückt) und alle anderen, auch Weiße wie die Deutschen und die Amerikaner. Nach heutigen Maßstäben nicht 100% pc, aber doch eine ganz andere Hausnummer als z.B. His Trust oder Birth of a Nation. Hier können sich wirklich nur noch Berufsempörte richtig aufregen.
zuletzt geändert von motoerwolf
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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame