Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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motoerwolf

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Wie gesagt, ich hole gerade die ersten 20 Jahre Filmgeschichte auf…

 

Die letzten Tage von Pompeji (Gli ultimi giorni di Pompei, Luigi Maggi und Arturo Ambrosio, 1908)

Schon früh fand das italienische Kino zu einem der Genres, das lange prägend für seine Werke war, dem monumentalen Historienfilm. Antike Stoffe zu verarbeiten liegt natürlich auch nahe, wenn man schon in dem Land lebt, in dem all die Geschichten spielen. Mit Gli ultimi giorni di Pompei ist zwar keine klassische Sage verfilmt worden, sondern der gleichnamige Roman von Bulwer Lytton von 1834. Erzählt wird die Dreiecksgeschichte des adligen Glaukus, seiner Liebe Ione und der Sklavin Nidia, die Glaukus liebt. Zusätzlichen Ärger bereitet der Priester Arbaces, der ebenfalls Ione liebt und bereit ist, Glaukus zu töten, um Ione haben zu können. Das alles passiert vor dem Hintergrund einer Stadt, die bereits zum Tode verurteilt ist, ohne dies zu ahnen. Im Prinzip sind die beiden Handlungen, also die Liebesgeschichte mit ihren Wirrungen und Intrigen und der Untergang Pompejis, voneinander völlig unabhängig. Sie teilen sich zwar das Personal, doch die Art der Katastrophe macht es den Figuren fast unmöglich, noch wirklich zu handeln, es bleibt nur mehr das Reagieren. So wirkt der Vukanausbruch wie ein Deus ex Machina, er löst das Problem, indem der Antagonist getötet und die in ihrer Liebe fehlgeleitete Nidia geläutert wird.

Während die Geschichte nicht die originellste ist, ist die Umsetzung für 1908 einfach überwältigend. Das fängt damit an, dass der Film mit 16 Minuten vergleichsweise lang ist. Dazu kommt, dass es sich um einen echten Ausstattungsfilm handelt. Die Kulissen sind groß und wirken deutlich realistischer als es die sonst oft einfach auf Tuch gemalten Kulissen der Zeit sind (selbst Innenräume wurden oftmals so gestaltet). Und wenn es zur Katastrophe kommt, wirkt der Film schon fast modern. Das zusammenbrechende Pompeji, die Panik der Massen, all das wird beeindruckend dargestellt und war 1908 für die Zuschauer sicher überwältigend.

 

 

Die letzten Tage von Pompeji (Gli ultimi giorni di Pompei, Mario Caserini und Eleuterio Rodolfi, 1913)

Die bereits dritte Verfilmung des Romans (die erste ist wohl leider verschollen). Obwohl seit der letzten Umsetzung nur fünf Jahre vergangen sind, hat das Kino sich bereits stark weiterentwickelt. Am deutlichsten zeigt sich das hier in der Filmlänge von 88 Minuten, was 1908 noch unmöglich gewesen wäre. Die Handlung ist fast identisch, jedoch ist alles noch etwas breiter in der Erzählung, wodurch die Handlung etwas runder wirkt. Technisch ist auch dieser Film sehr stark, was ich oben schrieb, gilt auch hier.

zuletzt geändert von motoerwolf

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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame