Antwort auf: Archie Shepp

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gypsy-tail-wind
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Oh, ich find das alles toll – also vorher, Paris und Atlantic! Auf dem einen Atlantic-Album gibt es ein Tenorsax-Solo von Mitchell, das man wohl so deuten kann, dass es ihn direkt in die Linie der grossen Chicagoer Tenorsaxer stellt (inkl. Ammons, Stitt usw., und natürlich neben Freeman und Anderson – also quasi alternative history Szenario, was auch hätte sein können). Das ist für mich vertrauteres Gebiet als Shepp … aber mit Shepp in Paris 1969/70 mache ich noch weiter. Diese Pausen, wenn mal kurz was anders dazwischen gehört wird, sind derzeit oft richtig lang, beim Arbeiten kann ich sowas eher nicht gut hören und ansonsten ist die Zeit absurderweise eher knapp bzw. fühlt sich so an …

Wegen der Namensfrage, das ist ja am Ende ein Detail, aber ich hab das so abgespeichert, dass die Band vor Paris tatsächlich schon als „Roscoe Mitchell Art Ensemble“ unterwegs war – in den Liner Notes der Nessa-Box steht nur das, was auch bei Discogs sofort zu finden ist (die Kunst, ein Album so zu benennen, dass es nach der Erfindung des Internets 53 Jahre später die ersten zehn Suchtreffer gibt!):
https://www.discogs.com/The-Roscoe-Mitchell-Art-Ensemble-Congliptious/release/1128498
Ob bei George Lewis oder in den (ausführlicheren) Liner Notes der späteren Einzel-Reissues mehr dazu steht, mag ich gerade nicht mehr gucken, aber das Plattencover von 1968 ist ja schon eindeutig genug – und noch offensichtlicher der kleine Text vorn auf der Nessa-Box, den ich erst beim Verstauen sehen: „Roscoe Mitchell billed his group as the ART ENSEMBLE for a midnight concert at the Harper Theater on Saturday, December 3, 1966. This name was used for performances until June of 1969 when the quartet of Mitchell, Lester Bowie, Joseph Jarman and Malachi Favors was advertised (by a concert promoter in France) as the ART ENSEMBLE OF CHICAGO.“ (also dass der „of Chicago“-Tag eine Fremderfindung war, hab ich auch so gespeichert, aber ich nehme mal an, meine „Quelle“ dafür ist der Text auf der Box, die ich seit irgendwann in den 90er habe).

Aber klar, wie Du sagst: auf die Etiketten kommt es weniger an, und wenn ich das richtig erinnere, haben sie ja Don Moye erst in Frankreich getroffen? Philip Wilson wäre wohl eine ebenso gute Wahl gewesen, aber der zog mit der Butterfield Blues Band davon. In der Box gibt es zuerst Quartett-Sessions (ohne Jarman) mit Wilson, dass Quartett ohne Drums, dann Sessions im Quintett mit Thruman Barker (und Sextett mit Charles Clark am zweiten Bass auf „A to Ericka“) , und dann am Ende nach ein paar Solosdie „Congliptious“-Session wieder vom Mitchell Quartett (ohne Jarman) mit Robert Crowder am Schlagzeug.

Mir ist die Musik lieb und wichtig – so wichtig, dass ich die einzelnen Reissues dann alle auch noch gekauft habe (inkl. die Einzel-CD „Numbers 1 & 2″ und die Doppel-CD“All the Numbers“ mit den kompletten Sessions :wacko: ) – drum die Nachfrage und dieser Exkurs, pardon!

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