Antwort auf: Umfrage: Die 20 besten Tracks der Rolling Stones

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wahr

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pfingstluemmel

wahr Aber gerade weil nicht/kaum riffbasiert oder lickgefällig, hat Tumbling Dice eine längere Haltbarkeit für mich bewiesen als die wirklich auf Radio-Erfolg hin konzipierten Vorgängersingles Honky Tonk Women und Brown Sugar. Viel unaufgeräumter ist es, und dadurch auch interessanter. Bei Tumbling Dice könnte ich auch jetzt wahrscheinlich noch einige Details entdecken, die mir bisher nie aufgefallen sind. Dieses Durcheinander von gefühlt 30 Leuten, die daran mitwirken. Das seltsame Fortkommen des Songs, dem kein leicht zu folgendes Schema zugrunde liegt. Die Ahnung, dass einiges an Zufall eine Rolle gespielt haben muss (passt ja zu den fallenden Würfeln) hat ziemlichen Anteil an der Faszination des Tracks. A classic mess. Ich fand Honky Tonk Women und Brown Sugar früher klar besser, aber das hat sich sehr gewandelt.

Für mich nimmt er damit die späteren Stones (vor allem live) vorweg, die aus falsch verstandenem Showbiz-Drall ihre Tracks mit Bläsern und Chören bzw. Gastsängern zukleistern und auf Stadionniveau absenken. Auch im Umfeld von Exile on Main St. ein Fremdkörper, der wie eine gewollte Single klingt, der jedoch der Einfallsreichtum der früheren Hits völlig abgeht, zumal so gut wie alle anderen Tracks in eine andere Richtung ziehen. Das musikalische Äquivalent zu „er war stets bemüht“. Es folgte ja auch nur noch wenig Meisterliches. Mit Tumbling Dice nahm man im gemütlichen Waggon der schunkelnden Zufriedenheit Platz. Und verließ ihn nur noch selten, vielleicht um mal die Peitsche (When the Whip Comes Down) rauszuholen.

Danke für die gut geschriebene Replik, auch wenn ich so gut wie nichts davon teile.

Tumbling Dice fasst die Chaotik und Unüberschaubarkeit von EOMS gut zusammen, statt ausgerechnet ihr Fremdkörper zu sein. Und das Potenzial für stadiontaugliche Mitsing- und -klatschsongs ist in Brown Sugar und Honky Tonk Women doch allemal mehr angelegt als im gerade so im Zaum gehaltenen, faszinierend unrunden Tumbling Dice. Dass die Stones mit Tumbling Dice einen kommerziellen Hit landen wollten, glaube ich gerne. Dass es ihnen aufgrund der generellen Umstände der Entstehung nicht gelungen ist, das Biest vollständig zu zähmen, ist ein Glück. Den Gedanken, dass Dice den Bühnenzirkus mit Bläsern und BackgroundsängerInnen der folgenden Tourneen gut widerspiegelt, kann ich immerhin nachvollziehen. Dass danach von den Stones nur noch wenig Meisterliches kam allerdings nicht.