Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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vorgarten

gypsy-tail-wind

soulpopeUnd wie …. dann genau …. ?

Warten bis 1975, dann kam der ARP String Synthesizer (doch damit es damit billiger wurde musste man den wohl stehlen) und statt Wadada, Brown etc. ein paar Kids aus dem Park holen? Und Shepp durch ein Nebelhorn ersetzen?

ich dachte eher an das, was thiele ja nach coltranes tod schon versucht hat: kleine besetzungen, die coltrane wörtlich nehmen. sprich: sanders, shepp, tyner, jones, alice „crescent“-material spielen lassen, das hohe niveau konservieren. aber das war vielleicht in den stürmischen zeiten ab 1969 überhaupt nicht denkbar. ed michel hat sich dagegen meiner ansicht nach bemüht, für alle diese „hinterbliebenen“ eigene portfolios zu entwickeln, für das sich ja dann auch eigene publika gebildet haben (jedenfalls lese ich immer wieder, dass shepp sehr schnell eine kleine, eigene fangemeinde gewonnen hat, und das war ja bei alice und beim pharoah auch so).

Mein Post war ja so unernst, dass ein Smiley hoffentlich nicht nötig war.

Ich finde das jedenfalls sehr interessante Gedanken – das ist aber auch Fahrwasser, in das ich teils erst durch das Forum hier gekommen bin bzw. das sind Ecken, gegenüber denen ich Toleranz erst erlenen musste, bevor an Gefallen zu denken war … da war halt der pubertäre Rigorismus bei mir stark prägend und die Öffnung benötigte etwas Zeit (es ist ja auch nicht so, dass das Angebot an passenenden Aufnahmen zu klein war, um mich nicht 10 Jahre lang mehr als zu beschäftigen … ich entdecke ja heute noch Dinge aus der Ecke, also dem klassischen Hard Bop im weitesten Sinn, dem Bebop und Cool, der ersten Generation des Free, der Loft-Szene …). Aber ja, ich sehe da – und sehr vergleichbar, dünkt mich, bei Joel Dorns Schaffen für Atlantic (Lateef, McCann, Kirk, Harris …) – schon eine Diversifizierung, die ich auch vor dem Hintergrund eines aktiven (aber nicht – künstlerisch – übergriffigen, dominanten) Produzenten sehe (zumindest bei Dorn nicht, der die Dinge ja mit seinen Künstlern aushandelte, ich irgendwo gelesen zu haben glaube?). Dass all die neuen Schienen nicht für all die puristischen Fans der Musik funktionieren, die den Sachen direkt davor verfallen sind (oder den früheren Alben der betreffenden Musiker selbst), finde ich auch nicht weiter überraschend … und das manches irre war und dabei halt auch mal was scheiterte, finde ich in dieser Perspektive dann auch nicht weiter überraschend (also Howard Roberts auf Impulse! teils bekloppt-gut, John Handy z.B. dann halt einfach nur noch bekloppt …)

Es gab ja wiederum auch Leute, die mehr oder weniger in einer Kontinuität bleiben konnten – ich denke an Milt Jackson oder Ahmad Jamal, oder an das eine Impulse!-Album von Dizzy Gillespie … da wurden keine grossen Experimente gemacht, denen also auch nichts aufgezwungen (das Dizzy-Album fällt, wie ich gerade merke, aber noch in die Thiele-Zeit, bei Jackson gibt es Teiele und Michel)

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